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3. Februar 2019

Das neue Übersetzen

Von Schrödingers Katze
Kommunikation/Sprache
Bald soll es möglich sein, maschinell Texte perfekt übersetzen zu können. Wer braucht da noch ÜbersetzerInnen?

Der Alltag von ÜbersetzerInnen hat sich in den letzten Jahren massiv geändert. Wie in vielen anderen Bereichen bringt der technologische Fortschritt auch hier bei weitem nicht nur Vorteile. Die Translationswissenschaftlerin Hanna Risku von der Uni Wien gibt Einblick in die Gegenwart und die Zukunft der Übersetzung.

  • Das „@“ hat in verschiedenen Ländern unterschiedliche Bedeutungen. In Israel nennt man es übersetzt „Strudel“. Grafik: Andrés Lozano via Viking

Die Maschine übersetzt

Die Zeiten, in denen ÜbersetzerInnen einen gesamten Text alleine übersetzen, sind großteils vorbei, zumindest im Fachbereich. Die Technologie macht es möglich. „Die Veränderungen sind wirklich radikal und massiv gewesen“, sagt die Translationsforscherin Hanna Risku.

Literarische Texte werden zwar weiterhin von Menschen übersetzt, in anderen Bereichen greifen ÜbersetzerInnen allerdings meist auf sogenannte Translation Memories zurück, also Übersetzungsspeicher. Diese liefern Vorschläge für die Übersetzung aus einer Datenbank. Die ÜbersetzerInnen beschäftigen sich dadurch hauptsächlich mit der Nachbearbeitung der Texte, die das Programm vorgeschlagen hat.

„Es werden sozusagen bereits übersetzte Segmente recycelt. Das Problem dabei ist natürlich: Garbage in, garbage out“, erklärt Risku. „Je nachdem, wie gut diese früheren Übersetzungen sind, habe ich mehr oder weniger Arbeit mit der Übersetzung, weil ich alles überprüfen muss.“


In Schweden sagt man zum @-Symbol „Zimstschnecke“. Grafik: Andrés Lozano via Viking

Lost in Network

Auch der Wirtschaftszweig des Übersetzens ist von der Technologie nicht unberührt geblieben. Ging ein zu übersetzender Text früher an ein Büro, wird der Text heute oft von diesem Büro an eine Agentur, an FreelancerInnen oder an ein anderes Büro weitergegeben – Online-Plattformen machen das möglich.

Auf diese Art können Texte innerhalb von kürzester Zeit bearbeitet werden, da niemand an die Arbeitszeiten der ersten Agentur gebunden ist. Doch das bringt auch Nachteile. „Übersetzerinnen und Übersetzer sind nicht nur, aber oft, am Ende dieser Kette. Sie haben mit kurzen Deadlines oder mit klaren Vorgaben zur Technologie, die zu verwenden ist, zu kämpfen“, erzählt Risku. Denn vonseiten der KundInnen gibt es oft sehr strikte Vorgaben zu den Programmen und Tools, die für die Übersetzung verwendet werden sollen, die nicht alle ÜbersetzerInnen erfüllen können.

Noch ein Problem gibt es, dass die Verzweigung des Übersetzungsmarktes mit sich bringt: „Die Bezahlung in solchen Netzwerken ist nicht immer ideal“, kritisiert Risku.

„Entlein“ wird das @ in Griechenland genannt.
Grafik: Andrés Lozano via Viking

Übersetzt von der KI

Übersetzungsprogramme wie Google Translate werden immer besser. Hat man früher noch über die holprigen Versuche des Systems, komplizierte Sätze zu übersetzen, gelacht, wirken die maschinellen Übersetzungen heute durchaus brauchbar. Da stellt sich mitunter die Frage, wie lange menschliche ÜbersetzerInnen überhaupt noch gebraucht werden, wenn Maschinen schon beinahe perfekt übersetzen.

Die Expertin winkt ab: „Die Maschine übersetzt natürlich, aber das mit dem ‚perfekt‘ ist das Problem.“ Die Texte wirken zwar so „natürlich“, als hätte ein Mensch sie übersetzt, allerdings sind sie häufig nur oberflächlich richtig. Die Maschine erkennt nämlich oft das entscheidende „nicht“ im Text nicht und kann so die gesamte Bedeutung des Texts verdrehen. „Das ist natürlich ein Riesenproblem“, meint die Expertin.

Doch für ÜbersetzerInnen bedeutet das zumindest vorerst, dass sie nicht um ihren Job bangen müssen. Maschinen fehlt bis heute immer noch das nötige Feingefühl für delikate Texte.


Univ.-Prof. Dr. Hanna Risku vom Institut für Translationswissenschaften der Uni Wien.
Foto: Barbara Mair.

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