Schrödingers Katze Schrödingers Katze

Der österreichische Wissenschaftsblog
42.000+ Fans

24. Juli 2019

Eine Seltenheit: Nachhaltiges Reisen

Von Schrödingers Katze
Natur & Umwelt
Wie nachhaltig reisen wir in Zeiten von wöchentlichen Klimademos und Elektromobilität? Nicht sehr, zeigt eine Studie.

Das Ergebnis ist wenig überraschend und doch ernüchternd: So gut wie niemand achtet beim Reisen wirklich auf Nachhaltigkeit. Das hat die Studie eines Master-Studenten der Uni Graz ergeben, dessen Arbeit mit dem USW Award für ausgezeichnete Arbeiten im Bereich der Umweltwissenschaften prämiert wurde.

„Urlaub ist eben Urlaub.“

„Gerade einmal zwei Prozent der 660 Befragten konnten als nachhaltig orientierte Touristen identifiziert werden”, fasst Leonard Röser, der Autor der Masterarbeit, das Ergebnis zusammen. Befragt wurden junge Erwachsenen zwischen 18 und 35. Die wenigsten unter ihnen legen beim Verreisen wert auf Nachhaltigkeit.

Zwar war den Befragten Nachhaltigkeit im Alltag nicht unwichtig, dennoch fällt das Ergebnis negativ aus. Doch woran liegt es, dass man im Alltag Müll trennt und öffentliche Verkehrsmittel nutzt, aber im Urlaub alle guten Vorsätze sausen lässt? „Urlaub ist für viele eben Urlaub. Da wird dann auch häufig von ökologischen Bemühungen Abstand genommen“, meint Röser.

Müll und Emissionen vermeiden

Um das zu verbessern, setzt Röser auf Aufklärung: „Ein wirkliches Verständnis davon, was nachhaltiger Tourismus alles umfasst, ist noch nicht vorhanden.“

Die nachhaltigste Art, zu Reisen, ist, nicht mit dem Flugzeug zu verreisen. Wie auch daheim sollte man am Urlaubsort darauf achten, lieber öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen anstelle von Mietwagen und nicht unnötig Müll zu produzieren. Dass das in der Realität nicht gut funktioniert, zeigt eine Untersuchung der BOKU: Durchschnittliche Urlauber produzieren pro Übernachtung zwei Kilogramm Müll am Urlaubsort. Das meiste davon sind Lebensmittel.

Kultur respektieren

Was viele nicht wissen, ist, dass der Umgang mit Einheimischen und ihrer Kultur auch zum Thema Nachhaltigkeit dazugehören. „Man sollte auch darauf achten, dass die sozialen und kulturellen Lebensweisen nicht negativ vom Tourismus beeinflusst werden, außerdem sollte die Region und damit die lokale Bevölkerung vom Tourismus profitieren“, erklärt Röser.

Das heißt konkret: Sich möglichst an die Kultur des bereisten Landes anzupassen, ohne sich künstliche Darstellungen dieser Kultur anzusehen. “Die Kultur der Menschen, damit meine ich lokale Traditionen oder einheimische Riten und Gebräuche, soll nicht zu Merchandise werden”, fasst es Röser zusammen.

Hotels sind oft nicht die nachhaltigsten Bleiben. Umweltgütesiegel helfen bei der Orientierung.

Nachhaltig Wohnen

„All-inclusive Hotels sind dafür ein schlechtes Beispiel, denn da profitiert meistens nur das Hotel aber nicht die Region“, so Röser. Für viele ist allerdings der Abstieg in einem Hotel mit Halbpension die Grundausstattung für jeden Urlaub. Wie sieht es dann mit dem beliebten Mietservice Airbnb aus? „Airbnb ist leider sehr weit abgedriftet von dem anfänglichen charmanten Grundgedanken”, sagt Röser. Viele Wohnungen werden mittlerweile nicht mehr nur teilvermietet, sondern komplett. Teilweise kaufen Firmen auch Wohnungen auf und vermieten sie kommerziell.

Hoch frequentierte Seiten wie Airbnb, Booking.com oder Tripadvisor sind noch nicht auf den Nachhaltigkeitszug aufgesprungen, es finden sich kaum Angebote zu nachhaltigem Tourismus auf den Websites. Wer beim nächsten Urlaub auf Nachhaltigkeit achten möchte, kann jedoch auf einige Ressourcen zurückgreifen. Beispielsweise das „Forum anders Reisen“. Außerdem kann man bei der Planung auf die Gütesiegel „Tourcert“ und das Österreichische Umweltzeichen achten.

Leonard Röser von der Uni Graz. Hier geht es zu seinem Projekt „Campers Who Care“, mit dem er Campern Elektromobilität zur Verfügung stellen will.

Dieser Artikel gehört zur Themenreihe:

Das Mikroplastik-Zeitalter

Ab 2021 will die EU Produkte aus Einwegplastik verbieten. Plastikgabeln, -sackerl und -strohhalme sollen dann Geschichte sein. Diese Maßnahme ist ein Schritt in Richtung der Vermeidung von Plastikmüll, der oft nicht richtig entsorgt wird und deshalb in die Umwelt gerät. Denn die wenigsten Kunststoffe zersetzen sich in der Natur von selbst. Stattdessen wird Plastikmüll durch die Witterung mit der Zeit zu Mikroplastik.

» Mehr erfahren

Was kaufen wir, und warum?

Noch nie haben wir so viele Dinge besessen wie heutzutage – nicht umsonst boomt der Markt der Ratgeber zum Thema Ausmisten. Wie sich unser Konsum verändert, ist Gegenstand interdisziplinärer Forschung.

» Mehr erfahren

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von Facebook Like-Button zu laden.

Inhalt laden


Teile den Beitrag auf

Facebook
Twitter
Monatliche Updates in deiner Inbox!

Diese Artikel solltest du ebenfalls lesen

  • Ein Hund schaut direkt in die Kamera, im Hintergrund sind Strand und Meer zu sehen.

    Hunde erkennen die Absichten von Menschen

    März 21, 2023
  • Wasserstoff-Energiespeicher-Gastank für Solar- und Windkraftanlagen mit sauberem Strom. 3D-Rendering

    Was kann Grüner Wasserstoff?

    Februar 23, 2023
  • Abgang einer Mure.

    Katastrophen abwenden

    Dezember 16, 2022
« Antidepressiva hemmen Empathie
Pollen: Eine Kunstschau »

Aktiv werden

Katzenpost

PapierfliegerDu hast Vorschläge zu Themen, die wir behandeln sollen? Dann schick sie uns!

Mit der Verwendung des Kontaktformulars nimmst du unsere Datenschutzerklärung zur Kenntnis.

    Zum Absenden des Formulars muss Google reCAPTCHA geladen werden.
    Google reCAPTCHA Datenschutzerklärung

    Google reCAPTCHA laden

    Schrödingers Katze
    • › Impressum
    • › Datenschutz
    • › Über uns
    • › Kontakt