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15. März 2020

Der lange Weg in die Arbeit

Von Schrödingers Katze
Mobilität, Technik & Zeit
Die Arbeitslosenrate steigt in ganz Österreich. Abgefedert werden kann sie durch niedrigere Fahrtkosten für PendlerInnen.

Ob und wie mehr Mobilität in Form von Pendeln und Umzügen innerhalb des Landes die Arbeitslosigkeit senken kann, haben sich Michael Brottrager und Lorenz Fischer vom Institut für Volkswirtschaftslehre der Uni Linz angesehen. Für ihre Arbeit wurden sie mit dem Young Economist Award ausgezeichnet.

Immer mehr Menschen pendeln

4,3 Prozent der ÖsterreicherInnen sind arbeitslos. Seit 1995 ist diese Zahl stetig leicht gestiegen, insgesamt schwankt sie seitdem zwischen 3,6 und 6,3 Prozent. Im EU-Vergleich ist das sehr wenig. In der EU gab es 2019 6,3 Prozent Arbeitslose, am höchsten ist die Quote in Griechenland mit 16,3 Prozent. Gleichzeitig meldet die Statistik Austria einen leichten Anstieg der PendlerInnen seit 2009. Mehr als die Hälfte (53,1 Prozent) der Erwerbstätigen arbeiteten 2017 nicht in ihrer Wohngemeinde, 13,4 Prozent fahren in ein anderes Bundesland oder sogar ins Ausland.

Dass die Arbeitslosenquote gleichzeitig mit der Mobilitätsrate – also die Anzahl der PendlerInnen als auch die der Umzüge im Inland – steigt, sei eine interessante Konstellation, so Lorenz Fischer. Für ihre Untersuchung haben sich die Forscher also die Frage gestellt, wie die zwei Faktoren zusammenhängen.

Arbeitslosigkeit senken durch Pendeln

Die eine Möglichkeit wäre, dass eine höhere Mobilitätsrate mehr Arbeitslosigkeit mit sich bringt. Gefunden haben die Forscher allerdings, dass mehr Mobilität dazu führt, dass die Arbeitslosigkeit weniger schnell steigt. Denn wenn mehr Menschen mobil sind und beispielsweise in den nächsten Ort pendeln oder sogar umziehen können, bedeutet das auch, dass sie damit eher einen Job finden, der ihnen in ihrer Wohngemeinde nicht zur Verfügung steht.

Der Studienautor Lorenz Fischer meint, die steigende Arbeitslosigkeit würde diese Bereitschaft zum Pendeln bzw. Umziehen erhöhen. „Zum Anderen kann eine relativ höhere Pendlerbereitschaft einen Anstieg der Arbeitslosigkeit dämpfen, weil Individuen ihren Suchradius, innerhalb dessen sie nach in Frage kommenden Jobs suchen, erweitern.“

Günstiger Pendeln

Die Untersuchung der zwei Volkswissenschaftler hat gezeigt, dass die Pendelkosten zwischen 1995 und 2016 gesunken sind – dasselbe gilt allerdings nicht für die Umzugskosten, die ungefähr gleich geblieben sind. Die Studie zeigt auch, dass diese sinkenden Pendelkosten den Anstieg der Arbeitslosigkeit abfedern. Pendeln wird also günstiger, wodurch es für mehr Menschen möglich wird, in anderen Teilen des Landes einen Job zu finden.

„Die Ergebnisse zeigen, dass der Arbeitsmarkt davon profitiert, Pendeln zu ermöglichen und zu fördern“, so Fischer. Ergeben sich dadurch auch konkrete Vorschläge für die Politik? Schon lange wird ja eine CO2-Steuer auf Treibstoff diskutiert, die PendlerInnen treffen könnte. Fischer betont, man müsse dies differenzierter sehen. Der Effekt einer solchen Steuer auf den Arbeitsmarkt hänge von verschiedensten Faktoren ab – beispielsweise davon, wie einfach es für PendlerInnen ist, auf andere Verkehrsmittel umzusteigen. Man könne diese für das Klima wichtige CO2-Steuer auch durch andere Mittel kompensieren. Alternativen günstiger und zugänglicher zu machen, zum Beispiel.

Michael Brottrager, MSc und Lorenz Fischer, PhD (v.l.) vom Institut für Volkswirtschaftslehre der Johannes-Kepler-Uni Linz mit dem Young Economist Award.

Dieser Artikel gehört zur Themenreihe:

Eine Straße, Autos und Häuser stehen unter Wasser.

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