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23. Oktober 2018

Die Sprache der Magie

Von Schrödingers Katze
Kommunikation/Sprache
Ständig verwenden wir in unserem täglichen Sprachgebrauch bildhafte Sprache. Kaum ein Bereich unserer Gesellschaft ist dabei so produktiv wie die Magie. Denn Begriffe aus der Magie beschreiben oft etwas, dass wir nicht fassen können, wie zum Beispiel der Hokuspokus oder das Irrlicht.

Im Wortschätze-Projekt der Uni Graz haben Linguisten diese Bedeutungen gesammelt und zu einer Datenbank zusammengefasst. Dabei haben sie sich nicht nur der Magie angenommen, sondern auch neun anderen Bereichen, unter anderem dem Spiel und dem Theater.

Magie im täglichen Sprachgebrauch

Hexe, Aberglaube, blauer Dunst… All diese Begriffe sind gleich auf den ersten Blick der Magie zuzuordnen. Doch sie sind auch Sprachbilder, oder Metaphern, die auch im alltäglichen Sprachgebrauch zu finden sind.

„Das Wortschätze-Projekt  konzentriert sich auf die bild- und formelhafte deutsche Gegenwartssprache und versucht den tradierten Wortgeschichten auf die Spur zu kommen”, sagt Ruth Reicher über das Projekt, an dem sie beteiligt war. „Dieses Wissen ist in vielen Fällen nicht mehr transparent.”

Doch warum gibt es so viele gängige Sprachbilder aus der Magie? „Es steht die Annahme dahinter, dass jede Kultur gewissermaßen magisch durchwoben ist und magisches Denken und Handeln in der Sprache Niederschlag findet”, so Reicher.

„Mondsüchtig“ ist heute eine Person, die schlafwandelt. Früher glaubte man, dass der Mond böse Kräfte auf die Menschen ausübt.

Aberglaube ist in der Sprache weit verbreitet

Sprachbilder sind interessanterweise nicht von vornherein immer Sprachbilder. Das wird beim Begriff „Hexe” klar: Eine Hexe ist heute auch eine bösartige Frau, allerdings wurde der Begriff früher für Frauen verwendet, denen die Zauberei und ein Bund mit dem Teufel nachgesagt wurde.

Doch auch ganz alltägliche Begriffe, die wir vielleicht gar nicht mit Magie assoziieren würden, haben ihren Ursprung in der Magie: „Es ist im wahrsten Sinne des Wortes „faszinierend“, wo überall das Magische aufgespürt werden kann”, sagt Reicher. „Wir begegnen in vielen Dingen dem paganen Glauben. Wir sind vom Phänomen Magie umgeben, und das schlägt sich konsequenterweise in unserem täglichen Sprachgebrauch nieder.”

Der „Altweibersommer“ war im Aberglaube früher die Zeit, in der alte Frauen und magische Wesen sich Spinnennetze zu neuen Haaren sponnen. Diese Zeit hieß auch „Nachsommer“. Heute ist der Altweibersommer der Spätsommer oder auch die „zweite Jugend“ von Frauen.

Sprache spiegelt Kultur wieder

Zum Beispiel „etwas verschreien” oder „auf Holz klopfen” sind Begriffe, die ihren Ursprung aus der Magie haben. Etwas verschrien haben früher nur Hexen oder ältere Frauen, wenn sie einen Wortzauber auf jemanden legten, dieser wurde auch mit dem „bösen Blick” assoziiert.

Auf Holz klopfen wir deshalb, weil man glaubte, dass Geister sich über das Klopfen auf Holz miteinander verständigen. Indem man selbst auf Holz klopft, wollte man gute Geister zu sich rufen.

Mit der Feuerprobe überprüften Alchemisten, ob das, was sie hergestellt hatten, auch wirklich Gold war. Heute steht die Feuerprobe für eine sehr schwierige Prüfung.

Manche dieser Begriffe stammen aus dem 13. Jahrhundert, manche aus dem 20., wie zum Beispiel der Begriff „Vamp”: Ein Vampir, aber auch eine Frau mit einer gewissen Ausstrahlung. „Es führt vor Augen, wie kulturrelevant Magie war bzw. ist”, sagt Reicher. „Das ist ja auch das Spannende, dass Sprachbilder über uns Aufschluss geben.”

MA Ruth Reicher vom Institut für Germanistik an der Uni Graz.

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