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Robert Schabetsberger befestigt einen Satellitensender mit zwei Zangen an einem Aal.
9. Oktober 2020

Das Liebesleben der Aale

Von Schrödingers Katze
Allgemein
Wie Aale sich genau fortpflanzen, ist ein Mysterium der Biologie.

Ein internationales Forschungsteam um die Uni Salzburg hat über Jahre hinweg untersucht, mit wem sich bestimmte Aalarten fortpflanzen. Wo genau das passiert, hat man noch nicht herausgefunden. Bekannt ist nun allerdings, dass Aale verschiedener Arten sich wesentlich öfter untereinander fortpflanzen als andere Tiere.

Viele kleine, durchsichtige Aale.
Als Glasaale steigt der Nachwuchs der Aale wieder zu den Flussmündungen auf.
Copyright: CC BY-SA 3.0. Foto: Uwe Kils / Wikimedia Commons.

Lange Reise bis zum Laichen

Aale verbringen den Großteil ihres Lebens damit, Gewicht anzulegen. Dann kommt die Zeit der großen Wanderung. Sie schwimmen tausende Kilometer ins Meer, wo sie laichen und daraufhin sterben. Ihre Sprösslinge, die sogenannten „Glasaale“, werden dann mit der Strömung zurück an die Flussmündungen gespült.

Dass Aale im Meer laichen, war lange Zeit nicht bekannt. In Flüssen und Seen findet man nämlich nur die erwachsenen Tiere. Schon die alten Griechen stellten deshalb Vermutungen über die Herkunft der Aale auf. „Durch die Schriften des Aristoteles, der glaubte, dass die Aale sich aus dem Schlamm entwickeln, wurde das ein großes Rätsel in der Biologie“, erklärt Robert Schabetsberger, Biologe an der Uni Salzburg.

Schabetsberger hat den einzigartigen Lebenszyklus der Anguilla Aale untersucht. „Keine andere Art wandert solche Distanzen“, so der Biologe. Er und ein Forschungsteam haben sich die Wanderung von tropischen Aalen zu ihren unbekannten Laichplätzen im Indopazifik angesehen. Unbekannt, weil es schwer ist, nachzuweisen, dass die Aale wirklich an bestimmten Orten laichen. Dafür müssen große Mengen Wasser durchkämmt werden um die winzigen Larven zu finden.

Ein Mann mit einer roten Kappe steht vor einem Tisch auf dem ein Aal in einem blauen Netz liegt.
Robert Schabetsberger mit einem der untersuchten Aale.
Foto: Berit Walchshofer.

Aale sind bedrohte Art

Heute sind der Großteil aller Aalarten vom Aussterben bedroht. Schuld ist der Mensch. Der Biologie Robert Schabetsberger zählt einige Gründe dafür auf: „Überfischung, chemische Verschmutzung, aber vor allem Staudämme und Turbinen.“ Letztere würden die Aale regelrecht zerstückeln. Mit seiner Arbeit will er einen Beitrag zu ihrem Erhalt leisten.

Schabetsberger hat gemeinsam mit internationalen Forscher*innen über 17 Jahre hinweg die Wanderung von tropischen Aalen aus dem Indopazifik verfolgt. An den zirka 500 Fischen befestigte Sender lieferten Daten über Satellit, die faszinierende Ergebnisse über ihr Paarungsverhalten lieferten.

Eine gezeichnete, kreisförmige Grafik, die aus zwei Hälften besteht. Entlang des Kreises sind die verschiedenen Formen aufgezeichnet, die Aale in ihrem Leben annehmen.
Der Lebenszyklus des Europäischen Aals.
Copyright: CC BY-SA 2.5. Foto: Salvor Gissurardottir / Wikimedia commons.

Bis zu 22 Prozent Mischlinge

Das Ergebnis der Untersuchung sieben verschiedener Aalarten: Anhand genetischer Daten haben die Forscher*innen herausgefunden, dass sich die Arten untereinander paaren. Die Ergebnisse dieser Paarung, sogenannte Hybride oder Mischlinge, machten sechs Prozent der untersuchten Aale aus. Das weise darauf hin, dass Aale sich viel öfter über Artgrenzen hinweg paaren als andere Tiere, so der Biologe Robert Schabetsberger. Bei anderen Tieren fände man lediglich ein Prozent Hybriden.

Interessant ist an den Aalen auch, dass die verschiedenen Arten trotz der regen Hybridisierung voneinander getrennt bleiben. Es entstehen also scheinbar keine neuen Arten. Die Forscher*innen haben nämlich nur Hybride in der ersten Generation gefunden.

Die Mischung von Genen kann bei vielen Spezies über lange Zeiträume hinweg zu evolutionären Entwicklungen führen – anscheinend aber nicht bei den untersuchten Aalen. Schabetsberger betont allerdings, dass dennoch durch die Paarung zwischen verschiedenen Arten neue Arten entstehen können, indem Gene von einer auf die andere übertragen werden. Dies könne sehr nützlich für die Anpassung an die Lebensbedingungen sein, so der Biologe.

Robert Schabetsberger hält einen Sender in die Kamera. Er trägt einen schwarzen Hut und ein rotes T-Shirt.
Mag. Dr. Priv. Doz. Robert Schabetsberger von der Research Group Fish Biology and Herpotology der Uni Salzburg.
Foto: Meelis Tambets.

Titelbild: Berit Walchshofer.

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