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19. Januar 2016

Car Sharing, Uber und Smile – Wie kommen wir schnell von A nach B?

Von Schrödingers Katze
Mobilität, Technik & Zeit
Unser Lebenswandel wird immer schneller – wer will da nicht auch schneller ankommen? Durch Modelle wie Carsharing findet man in der Stadt nahezu überall ein freies Auto, das Unternehmen Uber bietet seine Dienste nun auch in Wien an und selbstfahrende Autos gelten nicht mehr als reine Utopie. Schrödingers Katze hat mit Univ. Prof. DI Dr. Schopf vom Institut für Verkehrswissenschaften an der TU Wien über aktuelle Herausforderungen im Verkehrsmanagement in Österreich gesprochen.

Uber ist in aller Munde: In einigen amerikanischen Städten soll der Online-Fahrtendienst, der Mietwägen oder private Autos mit Fahrern vermittelt, nun sogar Taxiunternehmen in den Bankrott treiben. Kunden profitieren aber meist von den günstigeren Preisen, die Uber anbietet. Das Smartphone wird durch die Uber-App zur Fernbedienung mit der man sich freie Autos in der Nähe herbeiholt und dabei im besten Fall noch Geld spart. In Österreich gelingt das noch nicht so ganz, wie man beispielsweise zu Silvester feststellen konnte. Der Preis ist bei Uber-„Taxis“ von der Nachfrage abhängig und so zahlten Kunden für wenige Kilometer 100 Euro, wie der Kurier berichtete. Aber auch aus Verkehrsplanungssicht ist das Unternehmen interessant. Beim Start des Services wollte der ehemaliger Uber-Österreich-Chef Johannes Wesemann sogar einen Ersatzdienst für ausfallende Wiener Linien Dienste anbieten – bei den Wiener Verkehrsbetrieben konnte sich das damals jedoch niemand vorstellen. Auch für Prof. Schopf ist das eher eine Utopie: „Der Individualverkehr kann in einer Großstadt die Kapazitäten vom öffentlichen kaum ersetzen. Stellen Sie sich vor, der Autoverkehr würde sich auf einmal verdreifachen, das funktioniert nicht. Privatpersonen greifen dann vermutlich auch eher auf ein Taxi zurück.“, meint der Experte.

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„Der Individualverkehr kann in einer Großstadt die Kapazitäten vom öffentlichen kaum ersetzen.“, sagt Univ. Prof. DI Dr. Schopf.

Verkehrsplanung mittels Big Data, aber woher?

Insgesamt ist das Unternehmen aber durchaus an Verkehrsplanung interessiert. CEO Travis Kalanick erklärte beispielsweise: „Wir möchten an den Punkt gelangen, dass die Nutzung von Uber günstiger ist, als ein Auto zu besitzen. Ein Transportwesen, das so zuverlässig wie fließendes Wasser ist.“ Dafür stellte das Unternehmen in Boston auch seine Verkehrsdaten anonymisiert für die Verkehrsplanung zur Verfügung. Daten wie diese würde sich Prof. Schopf auch für Wien wünschen: „Eines unserer größten Probleme ist die spärliche Datenlage. Durch solche Daten lernt man die individuellen Wege der Menschen kennen. Man weiß dadurch also, welche Quellen und welche Ziele besonders interessant sind. Für Verkehrsplanung ist es das A und O zu wissen, wo und wie die Menschen unterwegs sind. Wir sind für jede Datenlage dankbar. Es kommt natürlich darauf an, wie groß die Stichprobe ist und ob das repräsentativ ist.“

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Die fehlenden Daten sind für die Verkehrsplanung in Österreich noch immer die größte Herausforderung. „Für Österreich warten wir schon sehr lange und wir hoffen, dass jetzt bald wieder eine gute Datenbasis kommt. Es gibt seit 25 Jahren keine vollständige Verkehrszählung für Gesamtösterreich. Es wurde jetzt eine Zählung gemacht, die sollte bald herauskommen.“ Für Planungen werden bisher Daten des bmvit und der Wiener Linien benutzt, auf Live Traffic Analysen von Anbietern wie Google oder auch Navigationssystem-Anbietern wie TomTom haben die Forscher keinen Zugriff.

Leihfahrrad, U-Bahn, Car2Go – in einer App

Was die persönliche Planung von Verkehrsmitteln und Mobilität betrifft, tut sich aber auch hierzulande einiges. „Ein wichtiges Projekt war sicher Smile. Da geht es um Verkehrsinformation, das heißt ich habe einen bestimmten Weg und ich informier mich, wie komme ich hin, was kostet das, wie viel Zeit brauche ich – ich bekomme alle Informationen in der gesamten Wegekette. Egal ob mit Leihfahrrad, Car2Go, Wiener Linien, ÖBB, Mietauto – man bekommt die ganze Kette und man kann alles in dieser Applikation buchen und bezahlen. Das war ein sehr gutes Projekt, dass jetzt wahrscheinlich fortgesetzt wird.“

Und wann kommen die selbstfahrenden Autos?

Die Utopie wird scheinbar immer greifbarer – das Auto, dass dich ohne eigenen Aufwand zum gewünschten Ziel bringt. Aber wie nah ist diese Vorstellung wirklich und was bedeutet das für die Verkehrsplanung? Auch am Institut für Verkehrsplanung an der TU Wien ist das ein Thema – etwas gedulden müssen wir uns laut Prof. Schopf aber dennoch: „Es wird schon darüber nachgedacht aber es ist nicht wirklich spruchreif. Es sind noch viele Fragen offen, vor allem auch rechtliche Fragen: Wer haftet bei einem Unfall? Es hat schon viele Vorteile, zum Beispiel muss ich jetzt zu einem Car2Go Auto gehen, in Zukunft könnte das schon so aussehen, dass einen das Auto direkt abholt und selbstständig zum Ziel bringt. Für mobilitätseingeschränkte Personen bringt das natürlich einen wirklich großen Mehrwert. Aus Verkehrsplanungssicht besteht natürlich die Gefahr, dass die Fläche in der Stadt noch mehr durch Autos genutzt wird.“

„In Wien herrschen paradiesische Zustände“

Generell wird in der Wiener Verkehrsplanung viel wert auf Gleichberechtigung zwischen Fußgängern, Öffentlichen Verkehrsmitteln und dem Individualverkehr gelegt. „In einer Großstadt darf man nie vergessen, dass der öffentliche Verkehr das Rückgrat bleiben muss – auch wenn es bequeme Angebote wie Car2Go gibt.“ Aufgrund der aktuellen Preisgestaltung sieht Schopf die neuen Angebote allerdings nicht als wirkliche Konkurrenz für den öffentlichen Verkehr an, sondern eher als Ergänzung. In Wien hat sich die Verkehrsmittelwahl in den letzten Jahren in Richtung Umweltverbund, also Rad und öffentlichen Verkehr gewandelt. „Verglichen mit anderen Großstädten herrschen bei uns fast paradiesische Zustände, was den Autoverkehr betrifft. Nur etwa 27 Prozent PKW-Verkehrsanteil ist schon ein sehr guter Wert. Die Ziele gehen natürlich weiter – wir hoffen auf etwa 20 Prozent Autoverkehrsanteil bis 2050.“

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