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Ein junger Mann greift sich auf den Kopf.
23. Mai 2024

Kampf den Kopfschmerzen

Von Schrödingers Katze
Medizin
In Österreich leiden vier Millionen Menschen regelmäßig an Kopfschmerzen. Möglichkeiten zur Vorbeugung und Behandlung gibt es einige.

Sie können drückend, dumpf oder ziehend sein, leichter oder stärker und manchmal gehen sie auch mit anderen Beschwerden – wie Lichtempfindlichkeit oder Übelkeit – einher: Kopfschmerzen. „In der Medizin unterscheiden wir zwischen episodischen Kopfschmerzen, die an weniger als 15 Tagen pro Monat auftreten, und chronischen Kopfschmerzen, die über einen Zeitraum von mindestens drei Monaten an 15 oder noch mehr Tagen pro Monat vorhanden sind“, erklären Çiçek Wöber-Bingöl und Christian Wöber. Sie sind Expert*innen zum Thema Kopfschmerzen, Çiçek Wöber-Bingöl gründete 1991 Österreichs erste Ambulanz für Kopfschmerz bei Kindern und Jugendlichen am AKH Wien.

Primäre und sekundäre Kopfschmerzen

„Die am schwersten Betroffenen haben jeden Tag Kopfschmerzen. Der individuelle Verlauf ist oft wellenartig. Viele Kopfschmerzbetroffene erleben Perioden mit häufigeren und weniger häufigen Kopfschmerzen.“, erklären Çiçek Wöber-Bingöl und Christian Wöber. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen primären und sekundären Kopfschmerzen: Während primäre Kopfschmerzen – wie Migräne, Spannungs- und Cluster-Kopfschmerzen – eigenständige Krankheiten sind, liegen bei sekundären Kopfschmerzen andere Erkrankungen bzw. Störungen vor, etwa eine Kopfverletzung oder eine Infektionskrankheit.

Auch Kinder und Jugendliche haben häufig Kopfschmerzen: „In Österreich sind 75 % der 10- bis 18-Jährigen von Kopfschmerzen betroffen, 7 % haben Migräne, 18 % haben migräneartige Kopfschmerzen und 21 % haben Spannungskopfschmerz.“

Behandlungsmöglichkeiten

Bei neu aufgetretenen akuten Kopfschmerzen ist laut den beiden Expert*innen eine ärztliche Abklärung wichtig, bei wiederkehrenden Schmerzen sollten die möglichen Auslöser gefunden und eine Anpassung des Lebensstils vorgenommen werden. Dabei kann jede*r selbst dazu beitragen, den Schmerzen vorzubeugen bzw. diese zu lindern. Die beiden Expert*innen wissen, was zu tun ist: So sollten Betroffene auf einen geregelten Alltag achten. Ausreichend Schlaf, ein stressfreier Tag Start in den Tag sowie eine ruhige Umgebung helfen. Wichtig sind zudem regelmäßig eingenommene Mahlzeiten und genügend Flüssigkeitszufuhr, Pausen beim Lernen bzw. in der Arbeit, körperliche Aktivität und ein sorgsamer Umgang mit elektronischen Medien. Schmerzmittel sollten nur bei stärkeren Kopfschmerzen eingenommen werden bzw. dann wenn aus der Erfahrung klar ist, dass sich ein zunächst leichter Kopfschmerz unweigerlich verschlimmern wird.

Sonderfall Migräne

Im Alltag werden die BegriffeKopfschmerzen und Migräne oft synonym verwendet, dabei ist Migräne eine Unterform der primären Kopfschmerzen, die besonders belastend sein kann und stets mit weiteren Symptomen einhergeht: Migräne ist laut den beiden Expert*innen mehr „als ein bisschen Kopfweh“: Die Schmerzen sind meist stark und nehmen bei Bewegung weiter zu . Betroffene kennen zudem die Symptome und Vorboten, die eine Migräneattacke mit sich bringt: Müdigkeit, Überempfindlichkeit gegen Licht und Geräusche, Nackenschmerzen oder Stimmungsänderungen. Bei 15 % der Betroffenen tritt außerdem eine sogenannte Aura auf: Meisten äußert sich diese als Sehstörung, manchmal auch als Taubheit oder Sprechstörungen. Nach einem Anfall können Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Konzentrationsstörungen bestehen bleiben. „Prinzipiell kann jeder Mensch Kopfschmerzen oder Migräne bekommen. Im Fall der Migräne gibt es aber eine genetische Komponente. Nahe Verwandte von Migränebetroffenen haben ein höheres Risiko ebenfalls Migräne zu entwickeln.“

Schmerzmittel und Co.

Für Migräne-Patient*innen stehen – neben den gängigen Schmerzmitteln wie Acetylsalicylsäure, Ibuprofen, Paracetamol oder Mefenaminsäure – auch Migränemittel, die Triptane, zur Verfügung. Diese sollten eingenommen werden, wenn eine Attacke nicht innerhalb von zwei Stunden abklingt. Bei Kindern klingen Migräneattacken oft allein durch Schlafen ab oder nach Erbrechen. 

„Treten belastende Migräneattacken an vier oder mehr Tage pro Monat auf, ist eine zusätzliche vorbeugende Behandlung erforderlich: Dazu zählen Veränderungen des Lebensstils, Entspannungstraining, Akupunktur, Nahrungsergänzungsmittel (Magnesium, Vitamin B2, Coenzym Q10, Mutterkraut) und bestimmte Medikamente. Die neueste Entwicklung, sogenannte Antikörper, die einmal pro Monat oder alle drei Monate als Injektion oder Infusion verabreicht werden, haben die Migränetherapie maßgeblich bereichert“, so Çiçek Wöber-Bingöl und Christian Wöber.

Buchtipp:
„Kopfschmerz. Richtig zuordnen, gezielt behandeln“, Çiçek Wöber-Bingöl, Christian Wöber, MedUni Wien im MANZ Verlag, ISBN 978-3-214-25238-0, 248 Seiten, 23,90 Euro. Erhältlich online und im Buchhandel.

Veranstaltungshinweis:
Anlässlich der Neuerscheinung lädt die MedUni Wien zu einem Vortrag zum Thema „Kopfschmerz richtig zuordnen und gezielt behandeln“:

  • Do, 06.06.2024, 19:00 Uhr
  • Vortragende: Çiçek Wöber-Bingöl und Christian Wöber, Universitätsklinik für Neurologie, MedUni Wien
  • Ort: Van Swieten Saal der MedUni Wien, Van-Swieten-Gasse 1a, 1090 Wien
  • Info und Anmeldung, die Teilnahme ist kostenlos und auch online möglich.
Medizinerin Çiçek Wöber-Bingöl
Çiçek Wöber-Bingöl ist Expertin für Kopfschmerzen und gründete 1991 Österreichs erste Ambulanz für Kopfschmerz bei Kindern und Jugendlichen am AKH Wien. © privat
Mediziner Christian Wöber
Christian Wöber beschäftigt sich seit dem Beginn seiner medizinischen Tätigkeit intensiv mit Kopfschmerzen. © Sigrid Johns-Nossek

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