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Eine Person mit kurzen Haaren sitzt in einem Café und blickt fokussiert auf einen Laptopbildschirm.
4. Dezember 2020

Wie digitaler Stress krank macht

Von Schrödingers Katze
Mobilität, Technik & Zeit
Die ständig steigende Effizienz der Informationswelt führt zu digitalem Stress. Was kann man dagegen tun?

Besonders mit der steigenden Anzahl derjenigen, die im Home Office arbeiten oder online studieren, ist digitaler Stress wohl etwas, das viele kennen. Das kann sich sogar negativ auf die psychische Gesundheit auswirken. Wie Menschen und Organisationen dagegen vorgehen können, hat Schrödingers Katze den Forscher René Riedl gefragt.

Ein Laptop, ein Smartphone, ein offener Terminkalender und ein Stift liegen dicht gedrängt auf einem Tisch.
Macht Digitalisierung das Leben wirklich so viel einfacher und effizienter?
Foto: Jessica Lewis / Unsplash.

Allgegenwärtigkeit der Digitalisierung

„Digitaler Stress ist kein neues Phänomen“, sagt René Riedl, Vizedekan der FH Oberösterreich an der Fakultät für Wirtschaft und Management und Wirtschaftsinformatiker an der Johannes-Kepler-Universität Linz (JKU). „Bereits mit dem Einzug von PCs in die Büros und Wohnzimmer in den 1980er Jahren erkannten Wissenschaftler*innen, dass die Nutzung von Computer und Software mit Stressreaktionen einhergehen kann.“

Diese Thematik habe in jüngster Zeit wieder enorm an Bedeutung gewonnen, vor allem durch die Verbreitung von Smartphones und der voranschreitenden Digitalisierung in Wirtschaft und Gesellschaft. Mehrere Studien hätten gezeigt, dass digitaler Stress sich auf die Gesundheit und das Wohlbefinden von Angestellten negativ auswirkt, so Riedl: „Diese Ergebnisse stehen im Einklang mit Ergebnissen einer groß angelegten Interviewstudie, die wir in unserem Forschungsteam kürzlich in österreichischen Unternehmen durchgeführt haben, sowie mit einer groß angelegten Online-Befragung unter mehr als 3.000 Befragten im deutschsprachigen Raum unter der Leitung der FH Oberösterreich.“

Viele der Forschungsergebnisse hat Riedl in seinem kürzlich erschienenen Buch „Digitaler Stress – Wir er uns kaputt macht und was wir dagegen tun können“ veröffentlicht. Einer der stärksten Stressfaktoren ist demnach Unzuverlässigkeit, wie etwa abstürzende Computer und lange Antwortzeiten von Systemen, und das über alle befragten Branchen und Altersgruppen hinweg.

Die Studienteilnehmer*innen sprachen auch oft von Problemen der Trennbarkeit von digitalem und „analogem“ Stress: „Informationsüberlastung, ständige Unterbrechungen, das Verschwimmen beruflicher und privater Grenzen sowie computerbasierte Leistungsüberwachung waren weitere oftmals genannte Stressfaktoren“, so Riedl. Hier habe es allerdings große Unterschiede zwischen verschiedenen Branchen gegeben.

Eine Person mit Locken und einer Brille sitzt an einem Tisch vor Stapeln alt aussehender Bücher.
Ein Bild der Vergangenheit? Durch die Möglichkeit bzw. Notwendigkeit der Fernlehre wandern auch Unis immer mehr in den digitalen Raum.
Foto: Andrea / Pexels.

Flut an Nachrichten

Stressfaktoren wie das ständige Hereinkommen von Nachrichten können nicht nur ermüden, sondern auch zur Abnahme der Produktivität führen. Die Technologien, die uns eigentlich effizienter machen sollten, machen uns also unter Umständen weniger produktiv. Auch die Schnelllebigkeit von Informationssystemen sei stressig: Die Einführung von neuen Anwendungssystemen in der Arbeit könne zur Ausschüttung von Stresshormonen wie Adrenalin, Noradrenalin und Kortisol führen, so der Wirtschaftsinformatiker Riedl: „Diese hormonellen Veränderungen sind teilweise lange nach dem Ende einer Einführung noch nachweisbar.“

Cover das Buchs "Digitaler Stress". Auf dem Bild schlägt jemand mit der Faust durch den Bildschirm eines Laptops.
Das Buch von René Riedl fast relevante Forschungsergebnisse zum Thema digitaler Stress zusammen und gibt Tipps zur Vermeidung.
Foto: Linde Verlag international.

Tipps für weniger digitalen Stress

René Riedl gibt in seinem Buch auch Tipps zur Bewältigung von digitalem Stress. Es könne beispielsweise helfen, stressreduzierende Regeln für die Nutzung von Smartphone und Computer aufzustellen. Organisationen gibt er den Tipp, Maßnahmen für eine benutzungszentrierte Softwareeinführung zu ergreifen und einen Help-Desk einzuführen, mit dem die Nutzer*innen auch zufrieden sind.

„In Anbetracht der immer weiter ansteigenden Verbreitung von digitalem Stress in Wirtschaft und Gesellschaft gilt die Maxime, nicht nach immer noch mehr technologischer Durchdringung unserer Arbeits- und Lebenswelten zu streben“, so Riedl. „Vielmehr ist es an der Zeit, die Fähigkeiten zu entwickeln, jene Situationen zu unterscheiden, in denen Technologie ‚Freund‘ und wann sie ‚Feind‘ ist.“

Porträtfoto von René Riedl, der ein weißes Hemd trägt und vor einem grünen Hintergrund in die Kamera lächelt.
Prof. Dr. René Riedl, Vizedekan an der FH Steyr und Assoz. Prof. am Institut für Wirtschaftsinformatik der Johannes-Kepler-Universität Linz.
Foto: kerriephotography.at

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