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28. Mai 2017

Urbane Knautschzone – eingequetschte Stadtviertel

Von Schrödingers Katze
Urbanismus
Was passiert, wenn ein Wohngebiet im urbanen Wachstumsdschungel untergeht? Wieso gehen Studierende mit einem Pferd in der Leopoldstadt spazieren? Und was hat das alles mit Social Design zu tun? Schrödingers Katze hat auf der Universität für angewandte Kunst Wien nachgefragt.

Städte wachsen und verändern sich. Auch im zweiten Wiener Gemeindebezirk wird das gerade besonders deutlich. Auf der einen Seite liegt das aufstrebende Stuwerviertel, das längst kein Geheimtipp für schönes Wohnen mehr ist, auf der anderen Seite blickt man auf die neuen, repräsentativen Bildungsprachtbauten des WU-Campus.

Eingebettet zwischen dem fahlen Grau von Handelskai und Vorgartenstraße, zwischen Pratertrubel und der schnellen Naherholung, gibt es einen kleinen Streifen Wiens, der im Großstadttumult zu kurz kommt. Dieses Viertel bleibt scheinbar auf der Strecke der Gentrifizierung, wird für die Bewohner immer unattraktiver.

Bild: Christine Schraml

Wie wird ein Wohngebiet zur Knautschzone?

Angewandte-Studierende des Lehrgangs Social Design gehen diesen Prozessen im Projekt „Urbane Knautschzone“ näher auf den Grund und suchen nach Lösungen. „Das Projekt trägt den Titel „Urbane Knautschzone«, weil das Gebiet quasi eingequetscht, ‚eingeknautscht‘ ist“, erklärt Projektleiterin Universitätsassistentin Christina Schraml im Interview, „sowohl durch den Verlauf der U2-Linie und dem Handelskai als auch durch die neuen Transformationsprozesse, die zunehmend von allen Richtungen Druck auf das Areal ausüben“.

Der öffentliche Raum in der »Knautschzone« wird dominiert von Gemeindebauten aus den 1950er- und 1970er-Jahren. Bild: Christina Schraml

Investitionsprojekte schossen in den letzten Jahren wie Schwammerl aus dem Boden: Der Ausbau der U2-Linie, der neue WU-Campus mit schicken Studentenheimen oder der Büro-und Wohnungskomplex Viertel Zwei verändern den öffentlichen Raum rund um die „Knautschzone“, die selbst nur noch von grauen Gemeindebauten gesäumt ist.

Die „Urbane Knautschzone“ zwischen Handelskai und Vorgartenstraße. Bild: Christina Schraml

Im Gebiet der Knautschzone wurde es dadurch noch unwohnlicher. Das macht sich auch in den umliegenden Schaufenstern bemerkbar – viele Verkaufsräume stehen leer.

„Es scheint, als fehle der gesamten Nachbarschaft eine übergeordnete Identität“, merkt Schraml kritisch an.

Mit einem Pferd für mehr Lebensqualität

Die Studierenden, die das Projekt von Christina Schraml begleiten, schaffen mit ihrer Arbeit Bewusstsein für die Probleme dieses verlassen geglaubten Stadtteils. Das geht Hand in Hand mit dem Konzept des Social Designs, eines Master-Studiums, das auf interdisziplinärer Basis die Veränderungsprozesse städtischen Gemeinwesens und ihre Auswirkung auf Wohn- Freizeit-und Arbeitsraum untersucht. Die Durchführung des Projekts „Urbane Knautschzone“ passiert in mehreren Phasen, man ist mitten im Forschungsprozess. Bereits die erste Phase konnte einiges Aufsehenerregen.

Mithilfe des Rennpferds Miss will der Studiengang Social Design Kontakt mit den Bewohnern herstellen. Bild: Herwig Turk.

Zum Beispiel mit Miss, einem 15 Jahre alten pensionierten Rennpferd, das man im Dezember gemütlich durch die „Knautschzone“ spazieren ließ. „Verschiedene Ansätze in Form von Begehungen, Treffen mit AkteurInnen und Methoden kamen bis jetzt zum Einsatz – unter anderem das Pferd – als niederschwelliges ‚Kommunikationstool’, um mit den BewohnerInnen in der Urbanen Knautschzone in Kontakt zu treten“, erklärt Schraml.

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In den nächsten Phasen werden Fragestellungen für Interventionen entwickelt, um die Lebensqualität der vor Ort lebenden Menschen und NutzerInnen im öffentlichen Raum nachhaltig zu verbessern. „Zudem soll durch den Aufbau einer Plattform mit Einbindung der lokalen AkteurInnen, BewohnerInnen und internationalen ExpertInnen ein Netzwerk entstehen, um alle Beteiligten für die aktuellen Herausforderungen und auch für vorhandene Potenziale des Stadtteils zu sensibilisieren.«

Autorin: Michaela Pichler

 

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