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Ein Laptop steht auf einem Bauplan. Daneben ist noch eine weiterer gedruckter Bauplan zu sehen.
22. Juni 2022

Schnellere Bauverfahren dank Digitalisierung

Von Schrödingers Katze
Innovation
Bauverfahren können langwierig und kompliziert sein. Das Digitalisierungsprojekt BRISE-Vienna soll dies ändern und baubehördliche Einreichungen vereinfachen und so beschleunigen.

Rom wurde – dem bekannten Sprichwort nach – nicht an einem Tag erbaut und alle Menschen, die schon einmal in ein baubehördliches Verfahren involviert waren, wissen um dessen mitunter langwierigen Prozess. Es muss zuerst ein Antrag gestellt und von Expert*innen der Baubehörde geprüft werden und dabei sind viele Gesetze sowie Regelungen zu beachten. Bis die ersten Bauarbeiten beginnen, dauert es also eine Weile.

Ein Team aus der TU Wien, Stadt Wien, dem Planungsbüro ODE – office for digital engineering, der ZT-Kammer (W, NÖ & Bgld.) und der WH-Media haben sich nun zusammengetan, um an einer digitalen Lösung zu arbeiten, die baubehördliche Verfahren vorantreiben soll. Herausgekommen ist dabei BRISE-Vienna: Ein Projekt, das Behörden-Angelegenheiten schneller und effizienter gestalten soll – Digitalisierung sein Dank. BRISE steht für Building Regulations Information for Submission Envolvement.

3D-Modell digital einreichen

Wie funktioniert dieses nun genau? Die beiden dabei involvierten Experten der TU Wien, Christian Schranz und Harald Urban, erklären das Projekt folgend: „In Zukunft können die Planer*innen ihr BIM-Modell (kurz für Building Information Modeling, ein 3D-Gebäudemodell mit zusätzlichen Daten) digital bei der Behörde hochladen. Zuerst erfolgt eine Vorprüfung dieses 3D-Modells mit allen automatisch prüfbaren Rechtsvorschriften. Diese Vorprüfung ist noch keine Einreichung im rechtlichen Sinn und kann daher beliebig oft von den Planer*innen durchgeführt werden, um die Qualität des Modells vor der eigentlichen Einreichung zu erhöhen. Bei einer späteren Einreichung kann die behördliche Prüfung dann rascher erfolgen. Bei der eigentlichen Einreichung kommt es zum Einsatz der digitalen Assistenz und dann erfolgt die Prüfung teilautomatisch.“

Dieses Verfahren bietet dabei laut Schranz und Urban viele Vorteile: So sei die Kommunikation im Verfahren digital und modellbasiert, daher komme es zu keinem Medienbruch (also zu keinem Wechsel von der digitalen Planung zu gedruckten Plänen bzw. umgekehrt) und die Informationen bleiben alle erhalten. Dies beschleunige das Verfahren und die Behörden können ein digitales Archiv erstellen.

Digitale Assistenz für Bauverfahren

Beim Projekt BRISE-Vienna sind verschiedene Arten der digitalen Assistenz im Einsatz: Prüfroutinen, Künstliche Intelligenz (KI) und Augmented Reality (AR). Die Prüfroutinen laufen dabei laut Schranz und Urban folgendermaßen ab: „Die Prüfroutinen überprüfen am digitalen Modell (ein BIM-Modell) (teil-)automatisch die Einhaltung der Rechtsvorschriften. Manche Rechtsvorschriften erlauben durch ihre klare (numerische) Formulierung eine automatische Überprüfung, z. B. erforderliche Durchgangsbreiten bei Türen, Balkonvorschriften, maximal erlaubte Fluchtwegslängen. Eine teilautomatischen Überprüfung anderer Vorschriften zeigt das Ergebnis der Überprüfung an. Dieses Ergebnis muss jedoch von den Expert*innen der Baubehörde überprüft und interpretiert werden.“ Als Beispiel dafür nennen die beiden die jeweils erforderliche Anzahl an Feuerlöschern in einem Gebäude. Zudem gibt es noch eine dritte Art der Prüfroutine: „Bei diesen erfolgt keine eigentliche Prüfung, sondern eine Filterung und grafische Darstellung zur Unterstützung der Referent*innen.“

Zudem unterstützt eine Künstliche Intelligenz (KI) die Referent*innen der Baubehörde: „In einem Flächenwidmungsplan gibt es neben den Plänen auch Bestimmungen, die als Text gespeichert sind. Die KI nimmt diese Texte, interpretiert sie und erzeugt dafür digitale Vorgaben zur Prüfung der 3D-Modelle“, so Schranz und Urban. Schlussendlich wird noch Augmented Reality (AR) eingesetzt: Diese helfe beim räumlichen Verständnis des neu zu errichtenden Gebäudes und die AR könne sowohl die Referent*innen der Baubehörde als auch die Bürger*innen unterstützen, erklären Schranz und Urban abschließend.

Für die TU Wien ist die Beschäftigung mit der Digitalisierung von Bauprozessen dabei kein Neuland mehr, auch das Projekt BRISE wurde bereits 2019 gestartet. Als Forschungs- und Entwicklungsprojekt erhielt BRISE rund 4,8 Millionen Euro Fördermittel von der EU-Initiative „Urban Innovative Actions“. Dabei konnte eine Vielzahl von Komponenten entwickelt werden, die zukünftig die tägliche Arbeit bei Bauverfahren beeinflussen werden.

Christian Schranz von der TU Wien
Christian Schranz ist Associate Professor für „Modellierung von Baukonstruktionen und Bauprozessen“ an der TU Wien © Robert Rainer
Harald Urban von der TU Wien
Harald Urban ist Univ.Ass., Forschungsbereich Baubetrieb, Zentrum Digitaler Bauprozess an der TU Wien © Robert Rainer

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