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23. März 2018

Macht Schokolade wirklich glücklich?

Von Schrödingers Katze
Ernährung
Schokolade ist ein Stimmungsaufheller. Sie gilt als Entspannungsmittel, Belohnung und auch als Tröster bei Herzschmerz. Kakao enthält tatsächlich glücklichmachende Verbindungen, doch nicht nur deswegen wirkt er wohltuend.

Was in Schokolade wirklich dafür sorgt, dass wir Glücksgefühle empfinden, ist das enthaltene Tryptophan. Schokolade ist außerdem wegen ihres hohen Gehalts an Fett und Zucker eine tolle Nährstoffquelle, findet unser Körper. Evolutionsbiologisch sind wir darauf programmiert, Lebensmittel mit diesen Eigenschaften zu bevorzugen.

Tryptophan wird zu Serotonin

Tryptophan ist eine der acht essenziellen Aminosäuren, die unser Körper nicht von selbst herstellen kann, und deshalb mit der Nahrung aufnehmen muss. Tryptophan brauchen wir, um daraus das Polyphenol Serotonin herzustellen, auch bekannt als „Glückshormon”, das ist jedoch nicht seine einzige Aufgabe. „Serotonin hat eine ganze Reihe von Wirkungen, nicht nur auf die Stimmung. Es spielt zum Beispiel auch eine Rolle bei der Sättigung und für das Herz-Kreislauf-System”, erklärt Jürgen König von der Uni Wien.

Tryptophan ist aber nicht nur in Kakao enthalten, sonst wäre es auch sehr schwer für uns, an die essenzielle Aminosäure zu kommen. Auch Nüsse haben einen hohen Tryptophangehalt, außerdem Soja und andere Hülsenfrüchte. „Mit denen wird allerdings dieses Glücksgefühl nicht wirklich in Verbindung gebracht“, erinnert König. Nur am Tryptophan kann es also nicht liegen.

Sojabohnen könnten uns genauso glücklich machen wie Schokolade, tun sie aber nicht.

Macht dich auch Tofu glücklich?

Andere tryptophanreiche Lebensmittel wie etwa Tofu sind aber bei uns nicht unbedingt als „Glücklichmacher” bekannt. Warum macht uns also Schokolade glücklich, wenn es nicht an den Inhaltsstoffen liegt? Der Grund findet sich in der psychologischen Komponente, die mit Ernährung einhergeht. Wir sind gesellschaftlich darauf konditioniert, Schokolade als Belohnung zu sehen, und verbinden sie deshalb mit positiven Gefühlen.

„Wenn wir zum Beispiel in der Kindheit mit Schokolade belohnt werden, dann lernen wir, dass Schokolade mit einer positiven Assoziation verbunden ist”, so König. „Das könnte man auch mit jedem anderen Lebensmittel machen, auch mit Schweinsbraten.” Diese Konditionierung lässt sich außerdem umdrehen. Assoziieren wir mit einem Lebensmittel zum Beispiel das üble Gefühl einer Lebensmittelvergiftung, schmeckt es uns vielleicht nicht mehr. Essen wir oft viel Schokolade, kann der stimmungsaufhellende Effekt auch verloren gehen, weil die Assoziation zu Glücksgefühlen nicht mehr vorhanden ist.

Dunkle Schokolade enthält mehr Tryptophan als helle, wirklich gesund ist sie deshalb trotzdem nicht.

Dunkle Schokolade: Gesund oder ungesund?

Schokolade macht zwar glücklich, zu den gesunden Nahrungsmitteln zählt sie aber nicht. Etwas besser schlägt sich die Bitterschokolade. Der höhere Kakaoanteil bedeutet auch einen höheren Tryptophananteil, zudem hat dunkle Schokolade oft weniger Zucker, sogar eine antioxidative Wirkung wird ihr zugeschrieben. „Kakao enthält relativ viele Polyphenole”, erklärt König. Diese können freie Radikale, die im Körper zur Entstehung von Krebs beitragen können, abfangen.

„Allerdings ist die Bioverfügbarkeit von Polyphenolen so schlecht, dass man unglaubliche Mengen der entsprechenden Lebensmittel zu sich nehmen müsste, um davon einen positiven Effekt zu erzielen”, sagt König. Die negativen Effekte, die der Verzehr von so viel Schokolade auf den Körper hat, überwiegen die geringe positive Wirkung. „Ich finde, es ist ein bisschen weit hergeholt, positive Effekte von praktischer Relevanz hineinzuinterpretieren“, sagt König.

Schokolade bedeutet für viele Menschen Glücksgefühle.

To eat or not to eat?

Das Wohlgefühl, das mit dem Essen von Schokolade einhergeht, ist also ein Effekt von Konditionierung, und kommt nicht unbedingt von ihren Inhaltsstoffen. Es ist demnach auch möglich, positive Assoziationen zu anderen Lebensmitteln aufzubauen, wie zum Beispiel zu Nüssen. Die enthalten allerdings im Gegensatz zu Schokolade nicht so viel Zucker und gesündere Fette. Doch man muss nicht auf Essen setzen, um Glücksgefühle zu empfinden.

„Es gibt alle möglichen Faktoren, die die Serotoninproduktion anregen“, erklärt König. „Im Endeffekt läuft dies im Rahmen des normalen Stoffwechsels ab und ist durch Ernährung kaum zu beeinflussen.“ Für den Stoffwechsel ist es außerdem förderlicher, Sport zu treiben, als Schokolade zu essen.

Univ.-Prof. Jürgen König vom Department für Ernährungswissenschaften an der Universität Wien.

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