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6. Dezember 2017

Warum Duft und Geschmack von Weihnachten glücklich machen

Von Schrödingers Katze
Ernährung
Die Zeit der Weihnachtsbäckerei ist angebrochen! Ungeniert darf jetzt regelmäßig in die Keksdose gegriffen werden, und das zumindest, bis die Neujahrsvorsätze wieder abgestaubt werden. Die Ernährungswissenschaftlerin Sandra Holasek hat uns erklärt, warum gerade Weihnachtskekse uns so glücklich machen.

Fett, Proteine und Zimt machen uns happy

Unser Glücklichsein kommt nicht nur von ungefähr, es wird durch Neurotransmitter ausgelöst, auch Botenstoffe genannt. Sie sagen unserem Gehirn, dass wir uns jetzt gut fühlen sollen. Da kommt das Belohnungszentrum ins Spiel. „Das Belohnungszentrum funktioniert über ganz bestimmte Neurotransmitter, ganz wichtig sind da das Dopamin und das Serotonin“, erklärt Assoz. Prof. Sandra Holasek, Ernährungsforscherin am Institut für Pathophysiologie und Immunologie der Medizinischen Universität Graz. Dopamin und Serotonin sind auch als „Glückshormone“ bekannt.

Was wir essen, beeinflusst die Neurotransmitter, die der Körper ausschüttet. Vor allem kurzkettige Fettsäuren, wie sie in Butter vorkommen, die in Keksen oft reichlich vorhanden ist, steigern die Dopaminausschüttung. Die Produktion von Serotonin wird dagegen eher durch Proteine, beziehungsweise durch die essenziellen Aminosäuren, aus denen Proteine bestehen, angeregt. Vor allem die essentzelle Aminosäure Tryptophan spielt eine ganz entscheidende Rolle. Man findet sie zum Beispiel in Milch, deswegen macht uns Schokolade auch so glücklich. 

Geruch weckt, genau wie Geschmack, sofort Assoziationen in uns. Wir nehmen Gerüche entweder über die Nase oder retronasal beim Kauen über den Gaumen auf. Zimt, Vanille und andere typische Gewürze, wie wir sie oft im Weihnachtsgebäck verwenden, wecken meist positive Erinnerungen in uns. Bei frisch gebackenen Keksen sind die Düfte noch intensiver. Kekse  müssen, weil sie eher trocken und hart sind, lange gekaut werden, und je länger wir etwas kauen, desto besser können wir den Geruch retronasal aufnehmen, desto intensiver riecht etwas für uns.

Knusper, Knusper, Knäuschen

Unsere Reaktion auf Nahrung hängt ganz stark mit der Textur des Lebensmittels zusammen. Kekse schmecken am besten, wenn sie beim Kauen ordentlich knuspern. Sind sie zu weich, schmeckt uns das eher nicht. „Neurophysiologisch ist es so, dass jegliche Nahrung, die beim Kauen im Mund ein Krachen erzeugt, zu einer starken Dopaminausschüttung im Belohnungszentrum führt und dadurch ein Wohlgefühl erzeugt“, sagt Holasek. Eine andere Textur, die dafür sorgt, dass uns das Dopamin einschießt, ist das Schmelzen, wie es bei Eiskonfekt der Fall ist.

Zusammen mit der Textur und den Fett- und Aminosäuren sind (Schokoladen-)Kekse perfekte kleine Glücklichmacher. Hinzu kommt, dass wir aus evolutionstheoretischer Sicht seit unserer Zeit als Sammler auf süßes Essen gepolt sind. Das liegt daran, dass süße und auch salzige Beeren und Samen eher selten giftig waren.

Konditioniert auf Weihnachten

Weihnachten ist etwas ganz besonderes, denn das Fest mit all seinen Traditionen findet nur ein Mal im Jahr statt. „Gerade das Weihnachtsessen ist ein starker Aspekt in der Geschmacksentwicklung, weil es so einzigartig ist. In der kindlichen Entwicklung sind wir extrem anfällig, solche Zeitfenster wie das des Weihnachtsessens zu verinnerlichen“, erklärt Holasek.

Dass das Weihnachtsessen mit der fettigen Gans und den zuckrigen Keksen nicht unbedingt das gesündeste ist, ist aus ernährungswissenschaftlicher Sicht gar nicht so schlimm. „Rituale in Richtung Essen sind immer positiv, weil sie Verankerungen im Leben darstellen“, sagt Holasek. Früher gab es weihnachtliches, schweres Essen tatsächlich nur ein Mal im Jahr. Ähnlich wie der Sonntagsbraten war es ein besonderer Fixpunkt in der Ernährung. „Wir haben leider immer vermehrt, dass sich durchgehend feiertäglich ernährt wird, das ist dann ein Problem“, so Holasek.

Das Christkind kommt auch nicht jeden Tag

Eigentlich sind wir ja auch so programmiert, dass wir Nahrung, wenn wir sie sehr oft essen, irgendwann ablehnen. Unser Körper will so eine möglichst abwechslungsreiche und vielfältige Ernährung sicherstellen. „Wir entwickeln eine spezifische sensorische Sättigung, die eine Sicherheit ist, dass unsere Lebensmittelauswahl sich verändert und damit eine Mangelernährung ausgeklammert ist“, erklärt Holasek. Bei Kindern ist diese Eigenschaft noch nicht so stark ausgeprägt. Umso wichtiger ist es, ihnen eine möglichst abwechslungsreiche Ernährung vorzumachen. Deswegen sollten Gansl und Kekserl lieber einzigartige Traditionen bleiben, auf die wir uns das ganze Jahr über freuen können.

 

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