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21. November 2018

Fruchtbarkeit und ihr Haltbarkeitsdatum

Von Schrödingers Katze
Liebe/Geschlechter
Die Menopause gibt Forschern Rätsel auf. Zwar gibt es einige Theorien, warum Frauen relativ früh in ihrem Leben unfruchtbar werden und Männer nicht. Bewiesen ist jedoch keine davon.

Ein Forschungsteam der Uni Wien hat Daten von hunderten von Säugetierarten analysiert und dadurch Beweise für eine neue Theorie gefunden, die erklären könnte, warum Frauen vorzeitig keine Kinder mehr bekommen können.

Hitzewallungen sind oft ein Symptom der Menopause. Foto: Hans Reniers/Unsplash.

Kommen alle Säugetiere in die Menopause?

Zwischen dem 45. und 55. Lebensjahr der meisten Frauen beginnt für sie die Menopause. Die Abstände zwischen den Monatszyklen werden immer unregelmäßiger bis sie schließlich ganz aufhören. Dazu gesellen sich oft Symptome wie Hitzewallungen und Stimmungsschwankungen.

In der Postmenopause können Frauen schließlich gar keine Kinder mehr bekommen. Bei Männern gibt es kein ähnliches Phänomen. Dieser Zustand der ausbleibenden Reproduktion von Frauen im Alter ist im Reich der Säugetiere beinahe einzigartig, zumindest glaubte man das bis jetzt.

Die Regel wird mit Beginn der Menopause immer unregelmäßiger. Foto: Rawpixel/Unsplash.

Eizellen nur begrenzt haltbar

Nur bei zwei Wal-Gattungen, bei dem Orka und dem Kurzflossen-Grindwal, verhält es sich ähnlich. Forscher sind sich nicht sicher, welche Tiere tatsächlich eine Menopause durchleben. Zwar nimmt bei allen Tieren mit der Lebenserwartung auch die Fruchtbarkeit ab. „Doch bei Orka und Kurzflossengrindwal ist das so ausgeprägt, dass das definitiv eine Menopause ist”, sagt Susanne Huber von der Uni Wien, die Erstautorin der Studie.

Die Theorie, die sie mit der Studie beweisen wollte, besagt, dass die Eizellen von Frauen nur begrenzt haltbar sind. Eizellen werden bereits in den Eierstöcken angelegt, wenn sich das weibliche Baby noch im Bauch der Mutter befindet. Bis zu sieben Millionen Eizellen hat eine Frau, von der im Laufe der Zeit zwar einige verloren gehen – theoretisch sollten sie aber bis zum 70. Lebensjahr reichen.

Eine befruchtete Eizelle. Foto: Bellezza87/Pixabay.

Die Großmutterhypothese

Dass Frauen trotzdem ungefähr 20 Jahre früher unfruchtbar werden, ist evolutionsbiologisch nicht sinnvoll. Bei Männern nimmt die Reproduktionsfähigkeit auch erst im hohen Alter ab. „Dass die Frau in einer so langen Phase ihres Lebens nicht mehr reproduzieren kann, ist etwas, das man primär nicht erwarten würde”, sagt Huber. „Was soll denn davon der Vorteil sein?”

Seit einigen Jahren ist eine gängige Erklärung dafür die sogenannte Großmutterhypothese. Frauen könnten gegen Mitte der Lebensdauer keine Kinder mehr bekommen, damit sie sich um die nachkommenden Enkelkinder kümmern können. Eine weitere Geburt würde die Lebenserwartung von Frauen einschränken.

Doch die Großmutterhypothese bietet nicht für alles eine Erklärung. „Die Zeitdauer ist für mich die schlüssigere Idee, weil das einfach eine Restriktion sein könnte, die man schwer überwinden kann”, so Huber.

Ausnahme: Bartenwale

In ihrer Studie fand sie Hinweise darauf, dass dies auch neben den Menschen auch bei anderen Säugetieren der Fall sein könnte. Auch sie beenden ihre Reproduktionsfähigkeit einige Zeit vor dem Ende der Lebensdauer.

Eine Ausnahme sind die Bartenwale: „Auch das macht wiederum Sinn, weil die Bartenwale durch ihre Lebensweise sehr lange Lebensdauern von bis zu 200 Jahren entwickelt haben”, erklärt Huber. „Da könnte es sein, dass so ein starker Selektionsdruck auf sie geherrscht hat, dass sie einen Weg finden mussten, um länger zu produzieren.”

Hubers Studie ist bis jetzt die einzige, die Hinweise auf den Wahrheitsgehalt der Theorie gefunden hat. Eine andere Theorie ist die, dass die Verbindung des Erbgutes von Mann und Frau nach der Befruchtung (das sogenannte crossing-over) im Alter schlicht nicht mehr so gut funktioniert. Das würde auch erklären, wieso ältere Mütter öfter Kinder mit Trisomie auf die Welt bringen. Doch auch hier handelt es sich nur um eine Theorie, die noch weiter erforscht werden muss.

Mag. Dr. Susanne Huber von der Uni Wien.

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