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26. April 2016

Kunst und Klima: Ananas in der Altstadt

Von Schrödingers Katze
Erde
Ananas und Bananen wachsen in der Grazer Altstadt – Ist die globale Erwärmung schon so weit fortgeschritten? Noch nicht ganz. Ein Künstler will auf Klimawandel und Ressourcenverschwendung aufmerksam machen und lässt dazu Kunst und Wissenschaft zusammenwirken.

Markus Jeschaunig gewann den Wettbewerb „KlimARS 2016“, zu dem die Karl-Franzens-Universität Graz und die Kunstuniversität Graz gemeinsam aufgerufen haben. Durch den Klimawandel bedingte globale Veränderungen künstlerisch zu thematisieren lautete die Aufgabe, der sich im Rahmen vom Wettbewerb KlimARS 99 EinreicherInnen stellten.

Bildende und darstellende Künste oder interdisziplinäre Projekte mehrerer Kunstsparten sollten sich mit der Klimathematik auseinandersetzen und so Wissenschaft, Kunst und Forschung konnten aufeinandertreffen.

Markus Jeschaunig, Bild: Sebastian Reiser
Markus Jeschaunig, Bild: Sebastian Reiser

Am 7. April wurden im Rahmen des Österreichischen Klimatags in Kooperation mit dem Climate Change Centre Austria CCCA drei Projekte präsentiert und prämiert. Mit seiner Installation „Oase No 8“ konnte der Architekt und Künstler Markus Jeschaunig den Wettbewerb KlimARS gewinnen.

Wissen durch Kunst vermitteln

Wissenschaft schafft Wissen, aber in erster Linie für Fachpublikum. Im Angesicht der gegenwärtigen Klimaproblematik müsse sich die Rolle der Science Community aber erweitern, und neueste Erkenntnisse anwendbar vermitteln, ist Jeschaunig überzeugt – nur so finde Innovation auch den Weg in unser tägliches Handeln.

Wichtig ist ihm dabei, das auch in einer universell verständlichen Sprache passieren zu lassen: „Diese Sprache ist für mich die Kunst. Unabhängig von Alter oder Bildungsgrad kann sie von allen Leuten über die Sinne verstanden werden und so dabei helfen, neue Ideen in den Alltag zu integrieren.“

Eine der dringendsten Fragen, die noch stärker von der wissenschaftlichen Community in die Gesellschaft getragen werden müssen, lautet zweifelsohne: Wie können wir die Ressourcen unseres Planeten schonen und vorhandene effektiv nutzen?

Bild: Simon Oberhofer

Nutzen, was schon da ist

Die „Oase No 8“ schafft genau das: Mitten in der Altstadt in Graz, in einer urbanen Lücke, von Fußgängern und den Menschen in den vorbeifahrenden Bussen gut zu sehen, sticht die EFTE Blase jedem ins Auge. In der Blase herrscht ein tropisches Mikroklima, das den Anbau von Bananen, Papayas und Ananas möglich macht.

Die nötigen klimatischen Bedingungen werden durch die Abwärme eines vor Ort befindlichen Kühlhauses einer Pizzeria erzeugt – und somit ungenutzte, verwendbare Energiepotenziale sichtbar gemacht. Im Kühlhaus müssen ständig -19 Grad herrschen. Auch noch im österreichischen Winter fällt hier genügend Wärme ab, um die Blase auf 15 Grad zu halten, die Mindesttemperatur für die Pflanzen.

Grafik: Markus Jeschaunig
Grafik: Agency in Biosphäre

Außerdem brauchen die Pflanzen nur Sonne und Regenwasser – beides ist vorhanden und muss nur noch aufgefangen und genutzt werden. Ein ganzes Team kümmert sich mit dem Künstler um die Dokumentation des Projektes: Alle Daten werden erfasst und die Energiebilanz täglich genau aufgezeichnet.

Werden wir zukünftig alle tropische Früchte am Dach wachsen lassen?

„Das wäre natürlich spannend. Es werden Fragen zum Umgang mit globalen Ressourcen aufgeworfen – und Verbesserungen angeboten. Ob die Idee aber im größeren Stil praktisch ist, steht nicht im Vordergrund“, erklärt Jeschaunig.

Denn der erste Schritt auf dem Weg zur Lösung gesellschaftlicher Fragen liege in der Sichtbarmachung des Problems und möglicher Antworten. Im konkreten Fall ein Experiment, ein Prototyp, der effektiv nutzen will, was schon vorhanden ist.

Das Prinzip, das ihn in seiner Arbeit interessiert, heißt „Cradle to Cradle“ – von der Wiege zur Wiege. Das bedeutet, dass am Ende eines Prozesses, wie in der „Oase No 8“ kein Abfall, kein Endprodukt, sondern etwas Neues entsteht. Ein Kreislauf, in dem nichts verschwendet wird.

Grazer Ananas

So sieht Markus Jeschaunig auch die gesamte Idee als Prozess, an dem er gerne noch weiter arbeiten möchte. Einige Ananasfrüchte konnten übrigens bereits geerntet werden. Die Pflanzen wurden vom Botanischen Garten Graz zur Verfügung gestellt, während das Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark das Projekt finanziell förderte.

KlimARS-PreisträgerInnen, Bild: Johanna Gellner
KlimARS-PreisträgerInnen, Bild: Johanna Gellner

Klimawandel mit allen Sinnen wahrnehmen

Die Gewinner des 2. und 3. Platzes behandelten das Thema Klimawandel auf hörbarem Weg: Michael Eisl, Produzent und Komponist, hat mit einer quadrofonischen Klanginstallation „Acqua Alta“ Antonio Vivaldis „Die vier Jahreszeiten“ neu interpretiert um die Vermischung der Jahreszeiten akustisch darzustellen. Die Komponistin und Forscherin Artimi-Maria Giotti schuf „Temperatures“: Eine Sonifikation von Daten zum Klimawandel, die von der Europäischen Klimaagentur zur Verfügung gestellt wurden.

Autorin: Pia Gärtner

Dieser Artikel gehört zur Themenreihe:

Eine Straße, Autos und Häuser stehen unter Wasser.

Wie und wo der Klimawandel bereits spürbar ist

Die Auswirkungen der Erderwärmung sind vielfältig, langfristig und schwer aufzuhalten. Was tun wir dagegen?

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