Schrödingers Katze Schrödingers Katze

Der österreichische Wissenschaftsblog
43.000+ Fans

Die Hand eines Babys greift nach der Hand eines Erwachsenen.
25. Januar 2023

Vom Baby bis zum Teenager: Mit allen Sinnen

Von Schrödingers Katze
Allgemein
Im neuen Kinderlabor an der Universität Salzburg erforscht Boukje Habets, wie Babys, Kinder und Jugendliche mit ihren Sinnen die Welt wahrnehmen.

Mit unseren Sinnen erleben wir die Welt – und das von Anfang an: „ Die Verbindung zwischen Berührung und Bewegung entwickelt sich schon sehr früh. Diese Verbindung ist wichtig, weil sie die Basis für Interaktion mit der Umwelt darstellt. Um die Umwelt kennenlernen zu können, brauchen Babys und Kleinkinder Eindrücke aus dieser Umwelt. Diese Information bekommen die Kinder über ihre Sinne: Hören, sehen, fühlen“, erklärt die Biopsychologin Boukje Habets. Sie ist seit 2021 an der Universität Salzburg tätig und leitet dort das Kinderlabor „B hoch 3“, in dem sie zu Sinneseindrücken von Babys, Kindern und Jugendlichen forscht.

Berührung und Bewegung

Babys und Kleinkinder müssen in der Lage sein, auf die Eindrücke aus der Umwelt zu reagieren, zum Beispiel, wenn sie ein Objekt ergreifen wollen. Daher ist die Verbindung zwischen Berührung und Bewegung eine der ersten Entwicklungsschritte. Über die Haut und über das Gleichgewichtssystem werden diese Erfahrungen gesammelt – und das bereits vor der Geburt: „Der Fötus fängt schon sehr früh an, sich im Bauch zu bewegen, ungefähr neun Wochen nach der Befruchtung. Dies sind keine gezielten, freiwilligen Bewegungen, sondern eher Reflexe. Diese Reflexe sorgen aber dafür, dass Berührung stattfindet – am eigenen Körper oder an der Innenwand der Gebärmutter“, führt die Expertin aus. Von Bedeutung ist in diesem Zusammenhang auch unsere Haut, denn über diese lernen wir die Grenze zwischen Körper und Umwelt kennen. So weiß man aus der Erwachsenenforschung, dass unsere Sinne uns helfen, zu wissen, was zum eigenen Körper gehört und was nicht.

Entwicklung der Sinne

Die Forscherin versucht, die Entwicklung der Sinne von der Geburt bis nach der Pubertät zu erfassen. „Wir wollen verstehen, wie Kinder ihre Umwelt wahrnehmen, wie sie lernen diesen Umwelt zu verstehen, um effizient mit ihr agieren zu können“, fasst Boukje Habets die Relevanz ihrer Forschung im Kinderlabor zusammen. Die Psychologie fokussierte zwar auch bisher auf den Körper, aber im Moment gewinnt die Interaktionsebene zwischen Körper und Gehirn mehr an Bedeutung, da die isolierte Gehirnforschung zu wenig Antworten gegeben hat: „Die Interaktion zwischen Körper und Gehirn, zwischen Sinnessystemen und Gehirn, zwischen Umwelt und unserem Körper, gibt uns einen besseren Ansatz, den Mensch und seine Reaktionen zu verstehen.“ 

Gummihand-Illusion

Im Kinderlabor liegt der Fokus auf der Entwicklung von Berührung und Körperwissen, dem Wissen  eines Menschen über den eigenen Körper. Das testet Boukje Habets auf unterschiedliche Art und Weise: So untersuchte sie bei etwa bei verschiedenen Altersgruppen, welches Sinnesinformationen für das Körperbild wichtig sind und inwiefern Kinder diese Infos zusammenfügen können. Das lässt sich mit sogenannten Illusionen überprüfen. Eine davon ist die „Gummihand-Illusion“: Dabei legt eine Versuchsperson ihre Hand hinter einem Versteck auf einen Tisch, die Wissenschafter*innen verdecken diese Hand und legen eine täuschend echte rechte Gummihand daneben. Danach wird sowohl die verdeckte echte Hand als auch die unsichtbare Hand von dem Versuchsleiter/der Versuchsleiterin gestreichelt. Das Ergebnis: Nach kurzer Zeit haben die Proband*innen das Gefühl, dass die künstliche Hand Teil ihres Körpers ist. „Das Gehirn fügt die Information zusammen, indem es die Berührung auf die künstliche Hand verlagert. Damit entsteht das Gefühl, dass die künstliche Hand eine echte Hand ist und zum Körper gehört. Solche Illusionen zeigen uns also, wie unterschiedlichen Sinnesinformationen zusammengefügt werden“, so Boukje Habets.

Forscherin Boukje Habets
Seit 2021 forscht Boukje Habets an der Universität Salzburg und leitet dort das Kinderlabor „B hoch 3“ © Universität Salzburg

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Facebook Like-Button. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Inhalt entsperren Erforderlichen Service akzeptieren und Inhalte entsperren
Weitere Informationen

Teile den Beitrag auf

Facebook
Twitter
Monatliche Updates in deiner Inbox!

Diese Artikel solltest du ebenfalls lesen

  • Ein Baby hat einen Würfel in der Hand.

    Schon Babys spüren Herzschlag und Atmung

    Mai 7, 2025
  • Zwei Menschen besuchen das ehemalige KZ Auschwitz-Birkenau.

    Okuma ipucu: Görgü Tanıkları olmadan Yahudi Soykırımı hatırası

    April 4, 2025
  • Eine junge Frau zieht an einem Joint.

    Lesetipp: Süchte erkennen und behandeln

    Februar 25, 2025
« Künstliche Intelligenz in der Zahnmedizin
Steuerhinterziehung wird in der Familie weitergegeben »

Forschung, die unser Leben verbessert

  • Philosophie & Geschichte

    Philosophie & Geschichte

  • Astronomie & Sci-Fi

    Astronomie & Sci-Fi

  • Forscher*innen

    Forscher*innen

  • Mobilität, Technik & Zeit

    Mobilität, Technik & Zeit

  • Liebe/Geschlechter

    Liebe/Geschlechter

  • Urbanismus

    Urbanismus

  • Natur & Umwelt

    Natur & Umwelt

  • Psyche

    Psyche

  • Gesellschaft

    Gesellschaft

  • Innovation

    Innovation

  • Allgemein

    Allgemein

  • Kommunikation/Sprache

    Kommunikation/Sprache

  • Naturwissenschaft

    Naturwissenschaft

  • Matrix

    Matrix

  • Ungleichheit

    Ungleichheit

  • Kunst & Kultur

    Kunst & Kultur

  • Ernährung

    Ernährung

  • Medizin

    Medizin

  • Faktencheck

    Faktencheck

  • Erde

    Erde

  • Dinge

    Dinge


Lesetipps in vielen Sprachen
Gesellschaft

Aktiv werden

Katzenpost

PapierfliegerDu hast Vorschläge zu Themen, die wir behandeln sollen? Dann schick sie uns!

Mit der Verwendung des Kontaktformulars nimmst du unsere Datenschutzerklärung zur Kenntnis.

    Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Google reCAPTCHA. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

    Inhalt entsperren Erforderlichen Service akzeptieren und Inhalte entsperren
    Weitere Informationen

    Schrödingers Katze
    • › Impressum
    • › Datenschutz
    • › Über uns
    • › Kontakt