Schrödingers Katze Schrödingers Katze

Der österreichische Wissenschaftsblog
43.000+ Fans

Der Lenker eines Fahrrads ist zu sehen, ebenso die Hände und das linke Knie des Fahres/der Fahrerin.
5. Juni 2024

Bessere Fahrradlenker, weniger Verletzungen

Von Schrödingers Katze
Mobilität, Technik & Zeit
Das Design eines Fahrradlenkers hat maßgeblich Einfluss darauf, wie stark Kinder bei einem Unfall am Bauch bzw. im Unterleib verletzt werden.

„In Österreich werden jährlich rund 8.000 Kinder und Jugendliche bei einem Unfall mit dem Fahrrad verletzt und anschließend im Krankenhaus behandelt. Davon sind bei rund 600 Fällen die Verletzungen auf den direkten Kontakt mit dem Fahrradlenker zurückzuführen“, erklären Nico Erlinger und Maximilian Schinagl, die beide am Institut für Fahrzeugsicherheit an der TU Graz forschen. „Bei ca. 20 Prozent der Fälle mit Verletzungen durch einen Anprall am Lenkerende ist eine stationäre Aufnahme im Krankenhaus notwendig. Besonders erwähnenswert ist, dass bei vielen Fällen mit inneren Verletzungen keine von außen sichtbaren Anzeichen gibt, sondern nur unspezifische Symptome wie Schmerzen oder Übelkeit.“

Bauch- und Unterleibsverletzungen

Für seine Masterarbeit untersuchte Maximilian Schinagl welche Rolle Fahrradlenker hier spielen. Wie sich herausstellte, eine ziemlich große. Dazu brauchte der Wissenschafter zuerst verlässliche Daten: „Studien von Krankenhäuser zeigen am häufigsten Verletzungen der Organe, wie Prellungen und Risse der Leber, Bauchspeicheldrüse oder der Milz. Diese Daten haben wir als Grundlage für unsere Simulationen verwendet“, führt er aus. Erlinger und Schinagl kennen auch den Grund dafür:„Typischerweise kommt es zu einer derartigen Verletzung, wenn ein Kind auf das Lenkerende eines seitlich am Boden liegenden Fahrrades stürzt, oder bei Auffahrunfällen, wenn sich der Lenker nach einer Kollision plötzlich dreht.“

Optimale Fahrradlenker

Maximilian Schinagl führte Computersimulationen durch und stellte die Folgen eines Aufpralls am Bauch bzw. Unterleib aus verschiedenen Winkeln dar. Dafür verwendete er sechs Lenkerenden verschiedener Hersteller und ein defektes Lenkerende ohne Schutzkappe. Er untersuchte Verletzungsrisiken wie Kontaktkraft, Eindringtiefe, Belastungen auf die Bauchwand und die Organe. Das Ergebnis: Lenkerenden mit einer vergrößerten und stabilen Schutzkappe senken das Risiko für eine Verletzung um bis zu 20 Prozent. Zudem sorgt eine leicht abgerundete Form des Lenkerendes für weniger Verletzungen. Schinagl: „Leider sieht man bei Kinderfahrrädern häufig beschädigte Lenkerenden, bei denen der Gummi abgerieben ist oder sogar das Lenkerrohr offen liegt. Ein derartig beschädigtes Lenkerende birgt ein besonders erhöhtes Verletzungsrisiko. Deswegen ist bei den Lenkerenden wichtig, dass diese robust gegen Beschädigungen sind, damit der Abrieb der Enden bei Stürzen gering ist und diese auch bei sichtbarer schwerer Beschädigung ersetzt werden.“

Forschung für mehr Sicherheit

Aktuell arbeitet Nico Erlinger mit der Kinderradmarke woom an einem weiteren Projekt: Die Firma konzentriert sich auf die Produktion von Kinderfahrrädern und möchte diese mit der wissenschaftlichen Expertise der TU Graz noch sicherer machen. Nico Erlinger: „Woom setzt bereits spezielle Lenkerenden mit vergrößerter Schutzkappe ein, die das Verletzungsrisiko deutlich reduzieren. In diesem Projekt werden die Einflüsse auf abdominale Verletzungen durch Lenkerenden genau analysiert, um die Sicherheit der Lenkerenden noch weiter zu erhöhen.“

In der Forschung gibt es zudem viele weitere Fragen, wie man Fahrradfahren sicher gestalten kann: Von der Gestaltung der Helme, über die durchgeführten Tests, bis hin dazu, ob automatisierte Fahrzeuge Unfälle mit Fahrrädern verhindern können.

Forscher Maximilan Schinagl
Maximilian Schinagl befasste sich im Rahmen seiner Masterarbeit mit der Sicherheit von Fahrradlenkern. © Erich Schinagl
Forscher Nico Erlinger
Nico Erlinger arbeitet nun – gemeinsam mit der Firma woom – an einem Folgeprojekt, um Fahrradlenker künftig noch sicherer zu gestalten. © Lunghammer, TU Graz

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Facebook Like-Button. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Inhalt entsperren Erforderlichen Service akzeptieren und Inhalte entsperren
Weitere Informationen

Teile den Beitrag auf

Facebook
Twitter
Monatliche Updates in deiner Inbox!

Diese Artikel solltest du ebenfalls lesen

  • Ein Person hält ein Smartphone in der Hand, auf dem ChatGPT geöffnet ist.

    Energiefresser Künstliche Intelligenz

    März 27, 2025
  • Ein Screenshot aus dem Game "Open Reassembly" zeigt die Fragmente der Platte und im Hintergrund den Ausgrabungsort.

    Reassembling an Ancient Altar Slab Using an Online Game

    Februar 7, 2025
  • Verlässlicher Helfer: der Roboterarm an der TU Wien.

    Putzende Roboter

    Dezember 12, 2024
« Rekonstruktion einer Altarplatte mittels Onlinegame
Viele Väter, wenig Karenz »

Forschung, die unser Leben verbessert

  • Erde

    Erde

  • Philosophie & Geschichte

    Philosophie & Geschichte

  • Faktencheck

    Faktencheck

  • Kunst & Kultur

    Kunst & Kultur

  • Forscher*innen

    Forscher*innen

  • Allgemein

    Allgemein

  • Matrix

    Matrix

  • Astronomie & Sci-Fi

    Astronomie & Sci-Fi

  • Innovation

    Innovation

  • Kommunikation/Sprache

    Kommunikation/Sprache

  • Liebe/Geschlechter

    Liebe/Geschlechter

  • Ernährung

    Ernährung

  • Naturwissenschaft

    Naturwissenschaft

  • Natur & Umwelt

    Natur & Umwelt

  • Medizin

    Medizin

  • Gesellschaft

    Gesellschaft

  • Urbanismus

    Urbanismus

  • Ungleichheit

    Ungleichheit

  • Dinge

    Dinge

  • Psyche

    Psyche

  • Mobilität, Technik & Zeit

    Mobilität, Technik & Zeit


Lesetipps in vielen Sprachen
Gesellschaft

Aktiv werden

Katzenpost

PapierfliegerDu hast Vorschläge zu Themen, die wir behandeln sollen? Dann schick sie uns!

Mit der Verwendung des Kontaktformulars nimmst du unsere Datenschutzerklärung zur Kenntnis.

    Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Google reCAPTCHA. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

    Inhalt entsperren Erforderlichen Service akzeptieren und Inhalte entsperren
    Weitere Informationen

    Schrödingers Katze
    • › Impressum
    • › Datenschutz
    • › Über uns
    • › Kontakt