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23. März 2015

Schrödingers Katze im Selbstversuch – Tag 1

Von Schrödingers Katze
Dinge

Tag 1 – Montag

Liebes Tagebuch,

voll Vorfreude sitze ich nun hier und schreibe. Vorfreude? OK, vielleicht sind es doch nur Schmetterlinge in meinem Bauch – und ob sich die auf die nächsten Tage wirklich freuen, wage ich zu bezweifeln. Meine Meinung dreht sich wie ein Fähnchen im Wind: der Reiz etwas neues zu probieren, Skepsis gegenüber dem Konzept, die Neugier auf den (angeblich) eigenartigen Geschmack, Zweifel darüber, ob das wirklich eine gute Idee war.

Das Konzept von Soylent (bzw. Joylent, das europäische Pendant zu Rob Rhineharts “Erfindung”) haben wir euch bereits vor einigen Tagen vorgestellt. Kurz gesagt handelt es sich um eine Mixtur aus allem, was der menschliche Körper täglich braucht. Im Detail bedeutet das Kohlenhydrate in Form von Malz- und Traubenzucker, Proteine aus gemahlenem Reis, Fett aus Olivenölen sowie etliche Salze, Vitamine und Spurenelemente – in EINEM Pulver. Gemischt mit Wasser im Verhältnis 1:1 ergibt das einen Nährstoffshake, der Essen überflüssig machen soll. Mahlzeit! Der Postbote hat sich für heute Vormittag angekündigt. Soylent zum Frühstück – ich bin gespannt!

09:42 Uhr: Es ist soweit, die Post war da. Ich fühle mich wie ein Kaninchen vor der Schlange. Wobei diese Formulierung nicht so treffend ist – im Sprichwort verschlingt dann doch eher die Schlange das Kaninchen, nicht umgekehrt. Ich hingehen stehe meiner persönliche Büchse der Pandora gegenüber. Deren Inhalt: 5 Beutel Soylent á 500g, dazu – als Willkommensgeschenk – eine Shaker-Flasche.

Tag1
Alles, was der Mensch so braucht. Eine Ladung Joylent, frisch geliefert. Wertvoller wie ein kleines Steak aber rein optisch kein großer Speichelfluss-Anreger.

Es ist kurz vor 10 Uhr vormittag, gefrühstückt habe ich noch nicht (ich muss zugeben, dass ich das unter der Woche eigentlich äußerst selten mache). Mein Körper ist also bereit für seine erste Fütterung. Zuerst muss ich mich aber für eine Geschmacksrichtung entscheiden: Joylent bietet vier verschiedene an, in meinem “Mixed-Paket” waren 2 Portionen mit Schokolade- und je eine mit Bananen-, Vanille-, sowie Erdbeer-Geschmack. Intuitiv wähle ich Schokolade (schließlich habe ich es doppelt) und öffne die wiederverschließbare Verpackung. Der erste Anblick ist unspektakulär, ein leicht bräunliches Gemisch mit der Griffigkeit von Backpulver. Geruchstest: kaum wahrnehmbar, mit leichtem Akzent von Kakao. Na gut, dann also her mit dem ebenfalls mitgelieferten Portionierlöffel und das Pulver in den Shaker. Wie viel? Ein Drittel der Packung, wird gesagt.

Der Shaker ist bereits zu einem Drittel gefüllt. Ich habe immer noch das Gefühl, es müsse eigentlich mehr rein, aber mein Instinkt hält mich davon ab. Wir müssen ja nicht gleich beim ersten Versuch übertreiben. Also Wasser oben drauf und dann gut durchschütteln – laut Anleitung kann das durchmischen etwas dauern. Dank der eher zurückhaltenden Mischung löst sich das Soylent aber doch relativ schnell. Ich öffne die Flasche, entscheide mich für die Devise “Augen zu und durch”, gönne mir einen gierigen Schluck und dann die Ernüchterung. Verflüssigte Langeweile mit einer leisen Schokoladen-Note im Abgang. Fürs erste ist die Vorfreude gewichen. Das ist also Soylent. “All nutrients in a tasty shake” – das tasty ist in diesem Zusammenhang eine gewagte Formulierung. Das – und nichts anderes – soll ich für die nächsten Tage “essen”? Mal sehen, wie lange meine Motivation anhält.

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