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10. April 2017

Frühjahrsmüdigkeit – mehr als eine Ausrede?

Von Schrödingers Katze
Faktencheck
Müdigkeit und Lustlosigkeit trotz Sonnenschein: Was steckt hinter der sogenannten Frühjahrsmüdigkeit? Wo hört die Müdigkeit auf und wo beginnt die Depression? Was können die derzeit so beliebten Tageslichtlampen?

Es wird Frühling und die Sonne lässt sich endlich wieder öfter blicken. Eigentlich könnte man den Tag aktiv und motiviert nutzen, wären da nicht bei vielen auch das ständige Gähnen und die Kraftlosigkeit. Ein Zustand, der oftmals als Frühjahrsmüdigkeit beschrieben wird. „Frühjahrsmüdigkeit ist eigentlich kein wissenschaftlicher Begriff und wird in der Schlafmedizin und -forschung nicht untersucht“, erklärt Manuel Schabus vom Fachbereich Psychologie an der Universität Salzburg. Es werde aber dennoch versucht, zu erklären, warum die Menschen müde sind: „Durch die wärmere Temperatur öffnen sich die Blutgefäße, wodurch der Blutdruck fallen und Müdigkeit entstehen kann.“

Ein weiterer Grund könne die verkürzte Schlafzeit sein. „Wenn es morgens früher hell wird, wachen die Leute auch früher auf. Wenn man also nicht früher schlafen geht, dann hat man in den ersten paar Wochen eine verkürzte Schlafzeit“, erläutert Prof. Schabus. Dadurch, dass der Frühling nicht von einem Tag auf den anderen plötzlich da sei, habe der Körper eines gesunden Menschen allerdings genug Zeit, sich umzustellen.

Frühjahrsmüdigkeit oder Frühjahrsgefühle?

Der Experte meint zur Frühjahrsmüdigkeit, dass gelegentliche Müdigkeit generell ein Alltagsphänomen ist, dem Laien dann oft einfach ihre schlechte Befindlichkeit zuschreiben. Denn wobei manche Menschen eine Frühjahrsmüdigkeit spüren, sprechen andere viel mehr vom Frühjahrsgefühl, durch das sie sich wacher und besser gestimmt fühlen. „In Kulturkreisen wie dem angelsächsischen Raum spricht man eher vom Frühjahrsgefühl (engl. „spring fever“) und meint damit genau das Gegenteil einer Frühjahrsmüdigkeit“, so Schabus. Das helle Licht im Frühling wirke sich positiv auf Stimmung und Befindlichkeit aus.

„Ich würde sagen, Frühjahrsmüdigkeit ist etwas, das manche Menschen spüren, während andere Menschen hingegen ein positives Frühjahrsgefühl wahrnehmen und sich energetischer, wacher und besser fühlen, weil es eben mehr Licht und Sonnenschein gibt“, führt der Experte aus.

Herbst- und Winterdepressionen hingegen entstehen als saisonal abhängige Depressionen in den kalten Monaten durch Lichtmangel. „Saisonale Verstimmungen treten normalerweise in Ländern auf, wo es wenig Licht gibt“, erläutert Prof. Schabus. Umso weiter man sich in den Norden bewege, umso häufiger lasse sich die Seasonal Affective Disorder finden. Der Experte meint: „Tendenziell treten diese Verstimmungen in den Wintermonaten auf und verschwinden mit dem Frühjahr wenn die Tage wieder länger sind.“

Gute Nacht

Ein allgemeines Problem unserer westlichen Welt sei, dass praktisch jeder Erwachsene unter Schlafentzug leide. „Es gibt kaum einen Menschen in unserer Gesellschaft, der am Wochenende nicht länger schläft als unter der Woche. Sobald das der Fall ist, weiß man, dass man etwas nachzuholen hat“, so der Universitätsprofessor.

Die Umstellung auf die Sommerzeit belastet unseren Körper im Frühling durchaus. So können empfindliche Menschen auf die Zeitumstellung, die der Experte als „Mini-Jetlag“ bezeichnet, reagieren, was sich aber nach einigen Tagen wieder lege. „Wenn man eine Stunde früher aufstehen muss, sollte man natürlich auch eine Stunde früher ins Bett gehen, damit die Schlafzeit gleichbleibt. Dann wird man sich auch im Frühling in der Regel ausgeschlafen und ausgeruht fühlen“, rät Schabus.

Ein Licht geht auf

Um mehr Licht zu bekommen und sich wacher zu fühlen, greifen viele Menschen zu Tageslichtlampen. Doch wie sinnvoll ist der Einsatz dieser Lampen? „Wenn man sich eine halbe bis eine Stunde lang hellem Licht aussetzt, dann hat das auf die Befindlichkeit einen guten Einfluss“ so Schabus. Die Lampen eigenen sich vor allem für Frühaufsteher, da man mit hellem Licht dem Rhythmus in bestimmten Grenzen „vorschieben“ kann.

Lichttherapien werden vor allem bei saisonal abhängigen Depressionen eingesetzt. Bei dieser Form der Therapie sitzt der Patient mit geöffneten Augen bis zu zwei Stunden vor einer Lichtquelle. Eine Besserung ist bereits nach einer Woche messbar und Betroffene einer saisonalen Depression sprechen zu 60­–90% auf die Lichttherapie an. Laut einer Studie aus dem Jahr 2015 zeige die Lichttherapie allerdings auch bei nicht-saisonaler Depression Wirkung.

Bei Tageslichtlampen für den Gebrauch zu Hause unterscheiden sich die Modelle durch die Lichtstärke und das Lichtspektrum: „Ein hoher Blaulichtanteil wirkt besonders erregend und hilft, sich wach zu halten.“ Bei der Verwendung von Tageslichtlampen solle man darauf achten, nicht direkt in das Licht zu blicken, um die Augen nicht zu schädigen. „Man sollte sich einfach an die Herstellerempfehlungen halten oder sich eben dem Sonnenlicht und der Natur aussetzen“, so Manuel Schabus abschließend.

Prof. Manuel Schabus leitet das Labor für Schlaf und Bewusstseinsforschung an der Universität Salzburg.

 

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