400.000 Menschen leben derzeit in Österreich mit der Diagnose Krebs und bis 2030 soll die Zahl der Krebskranken um weitere 15 % wachsen (Quelle: Statistik Austria). Dies liegt mitunter daran, dass wir alle älter werden und somit das Risiko, an Krebs zu erkranken, steigt. Umso wichtiger ist es, dass die Wissenschaft an neuen Therapien forscht. Der österreichischen ABCSG Studiengruppe ist mit Christian Singer und seinem Team nun ein Clou gelungen – eine von ihnen erstmals klinisch eingesetzte Impfung gegen Brustkrebs zeigte deutlichen Erfolg.
Neuer Impfstoff
In der besagten Studie nahmen 400 an Brustkrebs erkrankte Frauen in 17 Krankenhäusern teil. Sie wurden mehrmals mit einem neuen Impfstoff geimpft, der sich gegen Muc-1 (Mucin-1) richtet, einem Protein, das an der Oberfläche der meisten Brustkrebstumoren gefunden wird. Die Impfung wurde bereits vor Jahren entwickelt und zuerst bei Lungenkrebs eingesetzt. „Leider in einem relativ späten Krankheitsstadium – und so konnte die Impfung ihre Stärken wahrscheinlich nicht ausspielen. Wir haben sie nun in einem frühen Krankheitsstadium eingesetzt“, erklärt Christian Singer, Spezialist für Brustkrebs. Die Patientinnen erhielten die Impfung zusätzlich zur Chemotherapie bzw. antihormonellen Therapie – und vor einer eventuellen Operation.
Gute Wirksamkeit
Die hohe Wirksamkeit des Impfstoffs zeigte sich erst nach einiger Zeit: Der Impfstoff aktivierte das Immunsystem der Patientinnen und reduzierte sowohl die Bildung von Metastasen als auch die Sterblichkeit. Nach sieben jähren waren von den geimpften Frauen noch doppelt so viele am Leben wie in der umgeimpften Gruppe. „Mit unseren Studienergebnissen ist eine Tür weit aufgerissen worden: Erstmals konnte gezeigt werden, dass eine Impfung gegen Brustkrebs bei bereits erkrankten Frauen wirksam ist.“ Nun braucht es weitere größere Studien.
Risikofaktoren für Brustkrebs
Bösartige Tumore der Brust zählen zu den häufigsten Krebsarten bei Frauen. „In den meisten Fällen kennen wir die Ursache von Brustkrebs nicht. Allerdings wissen wir, dass in 10 bis 15 % die Ursache in einer Mutation eine der beiden Gene BRCA1 und BRCA2 liegt. Mutationen in diesen Genen führen zu einem hohen Risiko im Laufe des Lebens an Brustkrebs zu erkranken – und die meisten Frauen erkranken sehr jung“, erklärt der Experte.
Zudem gibt es eine Reihe an Risikofaktoren wie Bewegungsmangel, Übergewicht sowie häufiger Alkoholkonsum. Der Zeitpunkt der ersten Periode und der Eintritt der Menopause können eine Rolle spielen, ebenso haben Frauen mit einem dichten Brustdrüsengewebe ein deutlich erhöhtes Brustkrebsrisiko. Schließlich ist auch die Zufuhr von Hormonen ist als weiterer Risikofaktor bekannt.
Impfungen gegen Krebs
Um sich vor Brustkrebs zu schützen, empfiehlt Christian Singer regelmäßig Sport zu treiben, sein Normalgewicht zu halten bzw. anzustreben und wenig Alkohol zu trinken. „Ab und zu ein Gläschen ist natürlich erlaubt, aber regelmäßig sollte Alkohol nicht zugeführt werden.“
Über Impfungen gegen Krebserkrankungen sagt der Experte abschließend: „Es gibt schon länger Hinweise darauf, dass Vakzine bei Krebserkrankungen wirksam sind und wir sehen seit ein bis zwei Jahren nun erste Erfolge. Allerdings ist es zu früh, um über den tatsächlichen Mehrwert von Impfungen zu spekulieren und es ist die Aufgabe von Studien dies noch genauer zu untersuchen.“