Schrödingers Katze Schrödingers Katze

Der österreichische Wissenschaftsblog
43.000+ Fans

29. November 2019

Frösche finden leicht gemacht

Von Schrödingers Katze
Natur & Umwelt
Amphibien wie Frösche, Kröten und Lurche zu finden, ist gar nicht so einfach. ForscherInnen in Tirol lassen sich von Citizen Scientists dabei helfen.

Wenn ForscherInnen wissen wollen, welche Tiere es in einem Gebiet gibt, müssen sie kreativ werden. Denn das Gebiet Stück für Stück abzusuchen ist aufwendig und oft auch teuer. Die Lösung, die Innsbrucker ForscherInnen gefunden haben, ist eine Revolution im Bio-Monitoring.

Entnahme einer Wasserprobe. Foto: Prenninger.

DNA-Test für Teiche

Bio-Monitoring, also das Monitoring von Arten – wo sie sind, wie viele sie sind und wie sie sich verhalten – ist ein wichtiger Teil der Naturwissenschaften. Ohne Bio-Monitoring wüssten wir nicht, wie es um die Artenvielfalt steht und dass viele Arten vom Aussterben bedroht sind.

Oft müssen ÖkologInnen und Co. sich auf anekdotische Sichtungen von Tieren verlassen, die selbstverständlich nicht überprüfbar und deshalb nicht brauchbar sind. Michael Traugott und sein Forschungsteam von der Uni Innsbruck haben dafür ein groß angelegtes Citizen Science Projekt („Der Frosch im Wassertropfen“) ins Leben gerufen, bei dem mit DNA-Tests ermittelt wurde, welche Amphibien-Arten sich in heimischen Teichen befinden.

Eine Gelbbauchunke im Wasser nebst Laich und Wasserproben-Entnahme.
Foto: Zerobin.

„Niemand kann sich verstecken“

Dazu haben 100 BürgerInnen Wasserproben aus ihren (großteils privaten) Gartenteichen entnommen. Das Wasser wurde gefiltert, sodass Zellen, und damit die DNA von Amphibien, am Filter hängen bleiben. Mit einer Pufferlösung stabilisiert wurden die Filter den ForscherInnen zugeschickt, die dann mittels einer DNA-Sonde die Zellen auf dem Filter den jeweiligen Tieren zugeordnet haben.

Diese Methode ist sehr zuverlässig und genau, erklärt Michael Traugott: „Die Umwelt-DNA ist ein wunderbares Werkzeug. Niemand kann sich verstecken.“ Gefunden haben die ForscherInnen schließlich neun von zwölf der in Tiroler Gewässern lebenden Amphibienarten. Darunter sind gewöhnliche Arten wie Bergmolch, Erdkröte und Grasfrosch. Aber auch seltenere Arten wie Feuersalamander, Gelbbauchunken und Teichmolche konnten nachgewiesen werden.

„Das Ergebnis ist toll“, freut sich Traugott. „Erstmals konnten wir überprüfbare Daten gewinnen, die zeigen, dass es diese Amphibienarten in privaten Gewässern in Tirol gibt.“

Entnahme einer Wassersprobe.
Foto: Crepaz,

Pilz verursacht Artensterben

Das Bio-Monitoring von Amphibienarten mittels eDNA, wie es die InnsbruckerInnen durchgeführt haben, ist weltweit das erste Citizen Science Projekt dieser Art. Das erfolgreiche Projekt hat allerdings einen ernsten Hintergrund: Die ForscherInnen haben in den Wasserproben auch den Chytridpilz gefunden, der die Haut von Amphibien befällt. Der Pilz hat bereits das größte dokumentierte Artensterben durch einen Krankheitserreger weltweit ausgelöst.

„Das Problem ist, dass wir kaum wissen, wo sich der Pilz befindet“, sagt Traugott. Bekämpfen kann man den Chytridpilz nicht. Denn einzelne Tiere zu behandeln wäre nicht finanzierbar und durch Einsatz von Fungiziden könnten auch andere Tiere im Wasser schaden nehmen. Die einzige Möglichkeit ist, nach dem Pilz zu suchen und, wenn er gefunden wurde, keine Amphibien von dem betroffenen Gewässer in ein anderes zu transferieren. Dank dem Projekt ist nun bekannt, dass es den Pilz auch in Tirol gibt. Er wurde in vier von 100 Gewässern nachgewiesen.

In ganz Österreich gibt es allerdings viele tausende Gewässer, von denen es noch keine Daten zum Arten- und Pilzvorkommen gibt. Daher will Traugott das Projekt in Zukunft bundesweit durchführen.

MMag. Dr. Michael Traugott vom Institut für Ökologie der Uni Innsbruck.
Unterstützt wurde das Projekt von der eDNA-Firma Sinsoma.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Facebook Like-Button. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Inhalt entsperren Erforderlichen Service akzeptieren und Inhalte entsperren
Weitere Informationen

Teile den Beitrag auf

Facebook
Twitter
Monatliche Updates in deiner Inbox!

Diese Artikel solltest du ebenfalls lesen

  • Hainschwebfliege in Großaufnahme. Die Hainschwebfliege zählt zu den natürlichen Schädlingsbekämpfern. Ihre Larven fressen Blattläuse und andere Pflanzenschädlinge.

    Busse als Insektensammler

    November 28, 2025
  • Ein brauner, kleiner Hund vor einem weißen Hintergrund.

    Hunde riechen Angst

    November 20, 2025
  • Eine Biene sitzt auf einer Blume.

    PFAS sammelt sich in Bienen an

    November 7, 2025
« Kleidung bekommt ein Upgrade
Die falsche Süße »

Forschung, die unser Leben verbessert

  • Erde

    Erde

  • Innovation

    Innovation

  • Medizin

    Medizin

  • Astronomie & Sci-Fi

    Astronomie & Sci-Fi

  • Ungleichheit

    Ungleichheit

  • Matrix

    Matrix

  • Gesellschaft

    Gesellschaft

  • Urbanismus

    Urbanismus

  • Dinge

    Dinge

  • Psyche

    Psyche

  • Mobilität, Technik & Zeit

    Mobilität, Technik & Zeit

  • Kommunikation/Sprache

    Kommunikation/Sprache

  • Forscher*innen

    Forscher*innen

  • Allgemein

    Allgemein

  • Philosophie & Geschichte

    Philosophie & Geschichte

  • Kunst & Kultur

    Kunst & Kultur

  • Naturwissenschaft

    Naturwissenschaft

  • Liebe/Geschlechter

    Liebe/Geschlechter

  • Ernährung

    Ernährung

  • Faktencheck

    Faktencheck

  • Natur & Umwelt

    Natur & Umwelt


Lesetipps in vielen Sprachen
Gesellschaft

Aktiv werden

Katzenpost

PapierfliegerDu hast Vorschläge zu Themen, die wir behandeln sollen? Dann schick sie uns!

Mit der Verwendung des Kontaktformulars nimmst du unsere Datenschutzerklärung zur Kenntnis.

    Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Google reCAPTCHA. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

    Inhalt entsperren Erforderlichen Service akzeptieren und Inhalte entsperren
    Weitere Informationen

    Schrödingers Katze
    • › Impressum
    • › Datenschutz
    • › Über uns
    • › Kontakt