Morgens ein Croissant mit Marmelade, nachmittags einen Apfel und abends ein Dessert mit Früchten oder einen Schokoriegel, dazu noch eine Limonade: Viele Menschen konsumieren zu viel Zucker. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, täglich nicht mehr als 50 Gramm Zucker zu sich zu nehmen. Tatsächlich ist der tägliche Zuckerkonsum vieler Menschen in der ersten Welt ungefähr doppelt so hoch.
Zucker ist nicht gleich Zucker, weiß Ina Bergheim. Die Ernährungswissenschafterin ist an der Universität Wien tätig und weiß, welche unterschiedlichen Arten von Zucker es gibt: „Unter Zucker versteht man im Allgemeinen den sogenannten Haushaltszucker, die Saccharose. Diese zählt zu den Disachariden, dass heißt Zuckern, die sich aus zwei sogenannten Monosachariden, auch Einfachzucker genannt, aufbauen. Im Fall der Saccharose sind das Fruktose (Fruchtzucker) und Glucose (Traubenzucker). Neben den Mono- und Disacchariden gibt es auch Polysaccharide, zu denen zum Beispiel die Stärke zählt, diese baut sich aus Glucose auf.“
Fruktose
Kürzlich untersuchte sie, welche Auswirkungen der Konsum von Fruchtzucker – auch Fruktose genannt – für den Körper hat. Fruktose kommt in Obst und Gemüse vor, aber auch in Honig. Ebenso ist er Bestandteil von Maissirup (High Fructose Corn Syrup) und eben von Haushaltszucker. In dieser Form ist Fruktose Bestandteil vieler verarbeiteter Lebensmittel. Die Frage, ob Fruchtzucker gesünder bzw. weniger gesund als andere Zuckerarten ist, lässt sich laut der Expertin nicht so einfach beantworten. „Fruchtzucker wird oft leider als gesünder angesehen, wahrscheinlich wegen dem Begriff ‚Frucht‘. Wenn der Zucker isoliert konsumiert wird, ist das sehr wahrscheinlich nicht so.“ Unter isoliertem Zucker versteht man raffinierten oder zugesetzten Zucker, der während der Verarbeitung von Lebensmitteln isoliert und konzentriert wird.
„Beim Konsum in Obst gibt es bisher zu wenig Daten, dennoch weisen Untersuchungen darauf hin, dass es hier sowohl von der Menge, die konsumiert wird, als auch von der Art – also, ob der Fruchtzucker in einer natürlichen Struktur vorliegt – abhängt, wie Fruchtzucker auf den menschlichen Körper wirkt.“
Krankheiten
Bisher gibt es hauptsächlich epidemiologische Studien dazu, das sind Untersuchungen, die das Auftreten und die Verteilung von Krankheiten in der Bevölkerung untersuchen. Dennoch weiß man bereits jetzt, dass der Konsum von Fruktose und Saccharose das Risiko erhöht, an Krankheiten zu leiden, etwa eine Reihe an Krankheiten, die den Stoffwechsel des Körpers betreffen, wie das metabolische Syndrom, das durch Übergewicht, erhöhten Blutdruck, Fettstoffwechselstörungen und gestörte Glukosetoleranz gekennzeichnet ist, sowie Diabetes mellitus Typ 2, der oft mit dem metabolischen Syndrom verbunden ist.
Studie
Ina Bergheim konnte nachweisen, dass ein erhöhter Konsum von Fruktose Entzündungen im Körper fördert. Ihre Forschungsergebnisse wurden im Journal Redox Biology veröffentlicht.
Bereits ein kurzfristig hoher Konsum von Fruchtzucker erhöht die Konzentration der Rezeptoren, an die sich bakterielle Giftstoffe binden können, in Immunzellen des Blutes. Steigt die Konzentration solcher Rezeptoren, könnte so auch die Anfälligkeit für Entzündungen im Körper steigen. Konkret wurden in der Studie entzündungsfördernde Botenstoffe wie Interleukin-6, Interleukin-1β und Tumornekrosefaktor-alpha von isolierten Immunzellen, die mit dem bakteriellen Giftstoff behandelt wurden, verstärkt freigesetzt.
Neue Ergebnisse
„Diese Erkenntnisse liefern einen wichtigen Beitrag zum Verständnis, wie einzelne Nahrungsbestandteile und insbesondere Fruktose das Immunsystem beeinflussen können“, sagt Bergheim. „Sie deuten darauf hin, dass bereits kurzfristiger, hoher Fruktosekonsum bei gesunden Menschen das Immunsystem beeinflusst und die Entzündungsbereitschaft verändern kann.“ Nun sollen künftige Untersuchungen klären, welche langfristigen Auswirkungen ein chronisch erhöhter Fruktosekonsum auf das Immunsystem und die Anfälligkeit für Infekte hat, vor allem bei Risikogruppen wie Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2 oder einer Fettlebererkrankung.




