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2. Juli 2018

Wie misst man den Wert von Bildung?

Von Schrödingers Katze
Ungleichheit
Wissen ist eines der wertvollsten Güter. Doch wie hoch ist dieser Wert genau? Und wie misst man ihn? Eine Studie des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung hat versucht, diesem Wert der Bildung auf die Schliche zu kommen.

Bildungseinrichtungen wie Universitäten leisten nicht nur einen wissenschaftlichen Beitrag zur Gesellschaft, sie sind auch wichtige Wirtschaftsfaktoren. Jeder Euro, der in Universitäten gesteckt wird, rechnet sich schon nach drei bis fünf Jahren. Durch Kooperationen mit anderen Forschungseinrichtungen und Unternehmen schaffen Universitäten immer mehr Arbeitsplätze, als sie selbst anbieten. Österreichische Unis sind deshalb für insgesamt 110.000 Arbeitsplätze verantwortlich.

Jürgen Janger vom Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung hat an einer Studie mitgearbeitet, die versucht, den Wert von Universitäten zu messen. Schrödingers Katze hat ihm dazu ein paar Fragen gestellt.

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Mehr Infos über Universitäten und ihren Wert gibt es hier.

Schrödingers Katze: Wie würden sich mehr StudienabsolventInnen auf die österreichische Wirtschaft auswirken?

Jürgen Janger: Grundsätzlich bringen alle Studienabsolventen und -absolventinnen gleich welcher Fachrichtung ein hohes Maß „allgemeiner“ Fähigkeiten mit, die sie in vielfältigen Berufsfeldern einsetzen können. Auch wenn sie anfänglich im Beruf dann noch viel berufsspezifisches lernen müssen, haben sich Studienabsolventen und -absolventinnen genau jene geistige Flexibilität erarbeitet, die in Zeiten raschen technologischen Fortschritts und sinkender Halbwertszeit des Wissens gefragt ist: Sie haben gelernt, zu lernen.

Trotzdem gibt es natürlich Unterschiede zwischen den Studienfächern in Bezug auf spätere Berufschancen aber auch in Bezug auf „Spillovers“, also Wissensdiffusion, in die übrige Wirtschaft. Insbesondere technisch-naturwissenschaftliche Studien erzielen höhere Spillovers für die Wirtschaft. Insgesamt würden mehr StudienabsolventInnen in Österreich zu einer niedrigeren Arbeitslosigkeit und höherer Produktivität führen. 

Credit: CC BY 2.0, Foto: flickr, Gutes Leben für alle.

Welche Mechanismen sind dafür verantwortlich, dass durch Arbeitsplätze an den Universitäten auch Arbeitsplätze im Umfeld geschaffen werden?

Arbeitsplätze an Universitäten schaffen durch ihre Nachfrage nach anderen Gütern Jobs im Umfeld, das ist der kurzfristige Kanal. Der langfristige Kanal ist die Wissensproduktion und die -vermittlung. Durch dieses Wissen entstehen neue, bessere und wettbewerbsfähigere Produkte, die ihrerseits zu mehr Beschäftigungswachstum führen.

In welcher Form geben Universitäten finanzielle Mittel, die sie aus öffentlicher Hand bekommen, an den Staat zurück und wie sind hier langfristige Effekte abseits von Lohnsteuer oder auch Umsatzsteuern zu bewerten?

Universitäten geben in zwei Formen finanzielle Mittel an den Staat zurück, einerseits unterschiedliche Steuerkategorien (Lohnsteuer, Umsatzsteuer), andererseits Sozialabgaben (wie z.B. Beiträge zur Krankenversicherung). Diese fallen in der kurzen und in der langen Frist an. In der kurzen Frist handelt es sich z.B. um die Lohnsteuern von Universitätsangehörigen, oder von Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von Betrieben, die von den Ausgaben der Universitäten profitieren.

In der langen Frist erzielt der Staat aufgrund der höheren Gehälter von Universitätsabsolventen und -absolventinnen zusätzliche Steuereinnahmen und Abgaben, aber auch aufgrund der stärker wachsenden Wirtschaft: Universitäten tragen zum Produktivitätswachstum der Wirtschaft bei, mit einer größeren Wirtschaft gehen auch höhere Abgaben und Steuern einher.

Worauf ist es zurückzuführen, dass in Österreich die Kooperation zwischen Groß- und Wirtschaftsunternehmen und den Universitäten so gut funktioniert und über dem EU-Schnitt liegt?

Teils war die Kooperation zwischen Unternehmen und Universitäten, insbesondere den Technischen Universitäten, schon immer gut ausgeprägt. Teils ist die Kooperation auf intensive Förderung durch die Bundesregierung zurückzuführen, die schon in den 90er Jahren die Bedeutung enger Beziehungen zwischen Universitäten und Unternehmen erkannte und zahlreiche Förderprogramme ins Leben rief, um Forschungskooperationen zu unterstützen (etwa durch die damaligen „K-plus“-Zentren, die heute im COMET-Programm der FFG aufgegangen sind).

„Das Funktionieren der österreichischen Gesellschaft wäre ohne Universitätsabsolventen und -absolventinnen gar nicht vorstellbar.“

Woher wissen wir, wie die Gesellschaft allgemein von dem Wissen, das Universitäten hervorbringen, profitiert?

Zahlreiche Erfindungen von Unternehmen lassen sich auf universitäre Forschung zurückführen, bzw. war universitäre Forschung an Erfindungen beteiligt. Das Funktionieren der österreichischen Gesellschaft wäre ohne Universitätsabsolventen und -absolventinnen gar nicht vorstellbar. Diese tragen das Wissen der Universitäten in die Gesellschaft, als Ärztinnen, Lehrer, Forscherinnen, Architekten, etc.

Welche Auswirkungen und Effekte haben die Österreichischen Unis auf das Land, über wirtschaftliche Faktoren hinaus?

Die österreichischen Unis spielen eine zentrale gesellschaftliche Rolle, für Gesundheit, kulturelle Identität, politische Stabilität und soziale Weiterentwicklung.

Jürgen Janger, Forscher beim Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung.

Mehr Infos zur Studie gibt es hier.

Zu diesem Beitrag gibt es einen Lesetipp: Lesetipp: Wie misst man den Wert von Bildung?

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