Laut der Österreichischen Krebshilfe leben hierzulande 400.000 Menschen mit der Diagnose Krebs. Während bei Frauen Brustkrebs am häufigsten auftritt, ist es bei Männern Prostatakrebs. 2022 betrafen ca. 30 % aller neu diagnostizierten bösartigen Krebserkrankungen bei Männern die Prostata, diese Krebsform war für etwa jeden achten (13 %) durch Krebs verursachten Todesfall bei Männern verantwortlich. Umso wichtiger ist die Prävention dieser (und anderer) Krebsarten.
Lange Zeit konnte man zur Erkennung von Prostatakrebs nur auf die digital-rektale Untersuchung zurückgreifen, mittlerweile wird diese als Früherkennung beim Urologen/der Urologin in Kombination mit dem Prostata-spezifischen Antigen- (PSA-) Test, einem einem Bluttest, kombiniert. Derzeit ist die Wichtigkeit der digital-rektalen Untersuchung zur Früherkennung des Prostatakrebs häufig in Diskussion. Eine Studie hierzu wurde vom Comprehensive Cancer Center Vienna der Medizinischen Universität Wien durchgeführt und veröffentlicht. Für die Urolog*innen Shahrokh F. Shariat und Johanna Krauter ist das nicht überraschend „Es war in gewissem Maße zu erwarten, dass der Wert der Rektaluntersuchung in der modernen Ära abnimmt und der PSA-Test (Prostataspezifischer-Antigen-Test) Hauptbestandteil des Screenings bzw. der Früherkennung ist. Die weit verbreitete Verwendung von PSA-Tests hat zu einer Verlagerung der Krebserkennung in früheren Stadien geführt, die in der Regel durch kleinere Tumore gekennzeichnet sind und daher mit der Rektaluntersuchung nicht erkennbar sind.“
PSA-Test
Das Prostata-spezifische Antigen (PSA) ist ein Protein, das von den Prostatadrüsen gebildet wird, bei allen gesunden Männern vorkommt und mit dem Prostatasekret in den Samen gelangt. Ist der PSA-Spiegel im Blut erhöht, kann das ein Hinweis auf ein Prostatakarzinom sein. Die meisten Richtlinien empfehlen Männern ab 45 bis 50 Jahren PSA-Tests durchzuführen, so Shahrokh F. Shariat und Johanna Krauter, besonders Männer mit familiärer Vorbelastung oder Personen afrikanischer Abstammung sollten diese Untersuchung bereits ab 45 Jahren wahrnehmen und bei Vorliegen einer genetischen Mutation empfiehlt sich die Untersuchung ab 40 Jahren.
Eine Früherkennung des Prostatakrebs ist wichtig, weil die Krankheit sehr lange keine Symptome verursacht. Erst wenn der Tumor größer ist, treten Beschwerden wie vermehrter Harndrang, schmerzhafte Ejakulationen, starke Rückenschmerzen, verminderter Samenerguss oder Impotenz auf.
Vorsorgeuntersuchung
Auch unabhängig vom PSA-Test sollten Männer ab 40 Jahren regelmäßig einen Urologen/eine Urologin aufsuchen, um ggf. frühzeitig Krankheiten zu identifizieren. So kann eine Veränderung der sexuellen Funktion ein frühes Anzeichen für eine Gefäßerkrankung sein, auch hormonelle Probleme können erkannt werden. Als Beispiel nennen die beiden Testosteronmangel, dieser kann mit anderen Erkrankungen – wie einem metabolischen Syndrom (dazu zählen Übergewicht, Bluthochdruck sowie Zucker- und Fettstoffwechselstörungen), leichten Depressionen und einer Abnahme der Knochendichte einhergehen. Zudem kann eine Ultraschalluntersuchung der Nieren und der Blase beginnende Probleme zeigen.
Fachkundige Bewertung
Die PSA-Testung dient zur Früherkennung von Prostatakrebs, sie stellt jedoch keine per se präventive Maßnahme dar. Zudem muss der Test sorgfältig angewendet werden, da sonst das Risiko für überflüssige medizinische Behandlungen besteht: „Gut durchgeführte Studien zeigen, dass die PSA-Testung/Früherkennung die Krebssterblichkeit um mindestens 20 % senken kann. Jedoch steigen dadurch auch die Raten an eventuell unnötigen weiteren Untersuchungen (z. B. Biopsien) und Behandlungen. Etwa bei niedrig-bösartigem Prostatakrebs, der häufig klinisch nicht relevant ist, also kein Risiko für die Gesundheit der Patienten birgt.“ Zudem kann der PSA-Wert in manchen Fällen kurzzeitig erhöht sein – ohne, dass überhaupt ein Tumor vorliegt (etwa durch eine oftmals im Alter auftretende gutartige Prostatavergrößung, durch eine Prostataentzündung oder durch Aktivitäten wie Rad fahren oder Sex kurz vor dem Test) – das kann die Patienten verunsichern, und führt oftmals zu einer psychischen Belastung.
Es kann zwar jeder Arzt/jede Ärztin eine PSA-Testung durchführen, abnormale Ergebnisse sollten aber von einem Urologen/einer Urologin abgeklärt werden.
Risikofaktoren
Die Intervalle der Kontrolluntersuchungen müssen entsprechend dem vorherigen PSA-Wert und ggf. individuellen Risikofaktoren entsprechend gewählt werden. In Österreich übernehmen die Krankenkassen die Kosten des PSA-Tests einmal jährlich. Das Ergebnis des Tests markiert den ersten Schritt in der Früherkennung, sollte er abnorm sein oder eine auffällige digital-rektale Untersuchung vorliegen, wird eine Multiparameter-MRT der Prostata durchgeführt.
Prostatakrebs betrifft vor allem Männer im höheren Alter, auch genetische Faktoren und der Lebensstil (Übergewicht bzw. Fettleibigkeit, Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung, Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum), eine eventuelle familiäre Vorbelastung sowie die Ethnizität spielen eine Rolle. Die Mehrheit der Patienten ist zum Zeitpunkt der Diagnose über 50, die Krankheit betrifft primär in ihren 60er und 70er Jahren. „Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Prostatakrebs auch bei jüngeren Männern auftreten kann, obwohl dies weniger häufig vorkommt. Regelmäßige Untersuchungen und das Bewusstsein für Risikofaktoren können bei der Früherkennung und Behandlung helfen“, betonen Shahrokh F. Shariat und Johanna Krauter.