Schrödingers Katze Schrödingers Katze

Der österreichische Wissenschaftsblog
43.000+ Fans

Schelfeisschmelze Bohrungen
11. Juni 2021

Der Wind und die Schelfeisschmelze

Von Schrödingers Katze
Natur & Umwelt
Welchen Einfluss Windströmungen auf das Schmelzen von Schelfeis der Antarktis und damit indirekt auch auf den Anstieg des Meeresspiegels haben könnten, hat ein internationales Forscher*innenteam mit Beteiligung der Uni Innsbruck erforscht.

Im Mai schaffte es das zweitgrößte Schelfeis der Antarktis, das Filchner-Ronne-Schelfeis, in die Schlagzeilen: Mit einer Fläche von 4.300 km2 war der größte bisher beobachtete Eisberg von der riesigen Eisplatte abgebrochen. Das Schelfeis umfasst circa 490.000 km2und ist damit etwa so groß wie Spanien.

Dass Kalben von Eisbergen sei „ein ganz normaler und natürlicher Vorgang“, der nicht mit dem Klimawandel zusammenhänge, sagt Elisabeth Schlosser, Meteorologin am Institut für Atmosphären- und Kryosphärenwissenschaften der Universität Innsbruck.

Heißwasserbohrungen durch das Schelfeis

Zusammen mit einem internationalen Team um den Polarforscher Tore Hattermann vom Norwegischen Polarinstitut untersuchte Schlosser die Auswirkungen atmosphärischer Bedingungen auf die Meereszirkulation unter dem Schelfeis.

Die Forscher*innen konnten erstmals einen Zusammenhang zwischen Windströmungen und dem Schmelzen an der Unterseite des Schelfeises belegen. Mehrjährige Messreihen mit Daten aus fünf Heißwasserbohrungen lieferten die Grundlage für ihre Studie, die nun im Fachmagazin Nature Communications veröffentlicht wurde.

Das Filchner-Ronne-Schelfeis

Ein besseres Verständnis der komplexen Vorgänge unter dem Schelfeis sei für die Beurteilung des Meeresspiegelanstiegs von großer Bedeutung, so die Meteorologin. Wesentlich sei der Faktor Salz: „Beim Gefrieren von Meerwasser kann das Salz nicht in die Eiskristalle eingebaut werden. Das salzige, schwere Wasser sinkt ab. Südliche Winde können das frische Meereis nach Norden transportieren. Dabei entstehen freie Wasserflächen, an denen wiederum Meereis gebildet wird. Meereisbildung nördlich des Schelfeises führt so zu einer Intensivierung der Zirkulation unter dem Schelfeis.“

Die Messungen zeigten: Während Perioden mit südlichen Winden blockierte die Zirkulation unter dem Schelfeis das Einfließen von warmem Wasser. Eher nördliche Winde hatten den gegenteiligen Effekt. Das Einfließen von warmem Meerwasser hätte ein verstärktes Abschmelzen an der Unterseite des Schelfeises zur Folge, so Schlosser.

Die aktuellen Klimamodelle seien noch nicht in der Lage, die atmosphärische Zirkulation so genau zu berechnen, dass man auch die Folgen für das Schelfeis beurteilen könnte. Doch die neue Studie liefert erstmals einen Mechanismus, mit dem – „sobald die atmosphärischen Berechnungen vorliegen“ – das Abschmelzen des Schelfeises beurteilt werden kann.

Achillesfersen des Eisschildes

Schelfeise wie das Filchner-Ronne-Schelfeis entstehen, wenn Gletscher über die Küste hinausfließen und auf dem Meer schwimmen, aber noch mit dem Land verbunden sind. Sie stabilisieren den mehrere Kilometer dicken Eisschild dahinter, gelten aber auch als seine Achillesferse.

Schlosser erklärt warum: „Ein sich erwärmender Ozean kann zu raschem Abschmelzen an der Unterseite der Schelfeise führen. Mittelfristig hätte das eine Destabilisierung des Eisschildes zur Folge. Und das würde bedeuten, dass der antarktische Eisschild rascher an Masse verlöre, was sich wiederum auf den Meeresspiegel auswirken würde.“

Polarforscherin und Meteorologin Elisabeth Schlosser
Die Polarforscherin und Meteorologin Elisabeth Schlosser forscht am Institut für Atmosphären- und Kryosphärenwissenschaften der Universität Innsbruck

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Facebook Like-Button. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Inhalt entsperren Erforderlichen Service akzeptieren und Inhalte entsperren
Weitere Informationen

Teile den Beitrag auf

Facebook
Twitter
Monatliche Updates in deiner Inbox!

Diese Artikel solltest du ebenfalls lesen

  • Ein Habichtskauz sitzt in einem Baum.

    Hallo Habichtskauz

    Juli 15, 2025
  • Ein Bergbauarbeiter bei der Arbeit.

    Grüner Bergbau

    Mai 28, 2025
  • Kamele in der Wüste

    Kamele: Comeback in Europa

    April 30, 2025
« Die Sprache der Piranhas
Wer wird Fußball-Europameister? »

Forschung, die unser Leben verbessert

  • Urbanismus

    Urbanismus

  • Gesellschaft

    Gesellschaft

  • Erde

    Erde

  • Kommunikation/Sprache

    Kommunikation/Sprache

  • Forscher*innen

    Forscher*innen

  • Astronomie & Sci-Fi

    Astronomie & Sci-Fi

  • Mobilität, Technik & Zeit

    Mobilität, Technik & Zeit

  • Liebe/Geschlechter

    Liebe/Geschlechter

  • Dinge

    Dinge

  • Kunst & Kultur

    Kunst & Kultur

  • Medizin

    Medizin

  • Ungleichheit

    Ungleichheit

  • Matrix

    Matrix

  • Philosophie & Geschichte

    Philosophie & Geschichte

  • Allgemein

    Allgemein

  • Natur & Umwelt

    Natur & Umwelt

  • Innovation

    Innovation

  • Naturwissenschaft

    Naturwissenschaft

  • Ernährung

    Ernährung

  • Psyche

    Psyche

  • Faktencheck

    Faktencheck


Lesetipps in vielen Sprachen
Gesellschaft

Aktiv werden

Katzenpost

PapierfliegerDu hast Vorschläge zu Themen, die wir behandeln sollen? Dann schick sie uns!

Mit der Verwendung des Kontaktformulars nimmst du unsere Datenschutzerklärung zur Kenntnis.

    Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Google reCAPTCHA. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

    Inhalt entsperren Erforderlichen Service akzeptieren und Inhalte entsperren
    Weitere Informationen

    Schrödingers Katze
    • › Impressum
    • › Datenschutz
    • › Über uns
    • › Kontakt