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7. Dezember 2018

Der Feiertagsbauch

Von Schrödingers Katze
Psyche

Zu viel zu essen ist ungesund. Dennoch fällt es nur zu leicht, mehr als nötig zu essen. Nicht umsonst ist in etwa die Hälfte der österreichischen Bevölkerung übergewichtig. Was bringt unseren Körper dazu, mehr zu essen, als gut für ihn ist?

Stressessen zu den Feiertagen

Ein Grund, warum viele während den Feiertagen mehr essen, ist Stress, zum Beispiel über den jährlichen Geschenkeeinkauf. Doch nicht bei jedem schlägt Stress in Heißhungerattacken um.

„Das kann theoretisch in beide Richtungen gehen. Es kann zum einen dafür sorgen, dass man mehr isst und auch mehr zuckerreiche, fettreiche Lebensmittel konsumiert”, erklärt Julia Reichenberger von der Uni Salzburg. Genauso kann es aber auch ins Gegenteil umschlagen. Viele Menschen essen, so wie auch Ratten im Tierversuch, weniger, wenn sie unter Stress stehen.

Unterschiede in der aufgenommenen Energiemenge zwischen verschiedenen Nahrungsaufnahmesituationen. Grafik: Adrian Meule, modifiziert nach Hetherington MM; Physiol Behav 2006; 88:498.

Wer alleine isst, isst weniger

Genauso sind nicht für jeden die Feiertage eine stressige Zeit. Daran allein kann es also nicht liegen, dass viele gegen Jahresende öfter etwas über den Hunger essen.

Typisch für die Feiertage ist das gemeinsame Essen. Neben der Familie wird auch bei Feiern mit Freunden, Bekannten und Kollegen ordentlich zugelangt. Über den Hunger zu essen ist typisch für solche sozialen Situationen. Doch das gilt nicht nur für besondere Anlässe. Wir essen generell mehr, wenn wir in der Gruppe essen.

Laut einer koreanischen Studie mit etwa 7000 Teilnehmern essen Menschen, die Hauptmahlzeiten in Gruppen einnehmen, mehr also solche, die alleine essen.

Dafür gibt es viele Interpretationsmöglichkeiten. Ein möglicher Grund ist, dass man in der Gruppe länger am Tisch sitzt und im Zuge auch mehr isst. Eine große Rolle spielt auch, dass das gemeinsame Sitzen und Reden vom Essen ablenkt. Der Körper registriert gar nicht, wie viel Nahrung er eigentlich aufnimmt. Genauso essen Menschen, die alleine vor dem Fernseher essen, mehr, als in Situationen, in denen sie nicht vom Essen abgelenkt werden.

Credit: CC BY-SA 2.0. Foto: Guian Bolisay/Flickr.

Adipositas mit alleine essen assoziiert

Insgesamt essen dennoch Menschen, die gemeinsam mit Freunden essen, am meisten. Allerdings heißt das nicht, dass allein Essende dadurch seltener zu Adipositas neigen, das Gegenteil ist der Fall. Die Erklärung liegt vermutlich darin, dass Menschen mit Adipositas dazu neigen, sich dem emotionalen Essen hinzugeben. „Was unsere Daten zeigen, ist, dass man eher zum emotionalen Essen, also zum Stressessen neigt, wenn man alleine isst”, so Reichenberger.  

Zwischen den Mahlzeiten nehmen sie übermäßig viele Snacks zu sich. „Wenn man dann mehr isst als man eigentlich wollte, kann das auch mit einem sehr unangenehmen Gefühl, bei manchen sogar mit einem Schamgefühl verbunden sein.” Aus emotionalen Gründen zu viel zu essen ist oft unangenehm, weswegen das in Gesellschaft seltener passiert.

Aufgenommene Nahrungsmengen von Aufessern und Nicht-Aufessern. Grafik: Meule, adaptiert nach Sheen F; Appetite 2018; 127:223.

Aufesser sind öfter dick

Ein kleiner „Trick” kann beim nächsten großen Essen helfen, den Mund nicht zu voll zu nehmen: Einfach kleinere Portionen auf die Teller laden. Befindet sich eine größere Portion auf dem Teller, isst man automatisch mehr, ohne es zu merken.

Dieser sogenannte „Portionsgrößen-Effekt” tritt auch bei Menschen ein, die dazu neigen, nicht aufzuessen. In einer 2014 erschienen Studie testeten Forscher, ob sich der Effekt auch bei „Nicht-Aufessern“ einstellt. Sie aßen, genauso wie die Aufesser (sogenannte „Plate Clearers”) mehr, wenn ihre Portion größer war. Wenig überraschend haben Aufesser auch tendenziell ein höheres Körpergewicht. Immer aufzuessen erhöht demnach die Tendenz, Übergewicht zu bekommen.

Wer mehr über das eigene Essverhalten erfahren möchte, kann sich hier über aktuelle Studienaufrufe von unter Anderem Julia Reichensberger informieren.

Dr. Julia Reichenberger vom Eating Behaviour Laboraty der Uni Salzburg.

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