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19. August 2021

Artenvielfalt in der Nordadria schwindet

Von Schrödingers Katze
Natur & Umwelt
In einer Studie zeigen Forscher*innen der Universität Wien den dramatischen ökologischen Wandel an der Nordadria. Die Artenvielfalt verschwindet durch den Menschen.

Das Ökosystem der Nordadria hat sich dramatisch verändert: Wo sich früher eine Vielzahl von Meerestieren tummelte, herrscht heute biologische Eintönigkeit. Verantwortlich dafür ist der Mensch.

„Ökosystem in Gefahr“

Ein „dramatischer ökologischen Wandel“ hat die Nordadria in den letzten Jahrhunderten erfasst. Das haben Forscher*innen des Instituts für Paläontologie der Universität Wien in einer Studie festgestellt. Seegraswiesen und Muschelbänke sind verschwunden – und mit ihnen eine Vielfalt an Tierarten und Lebensräumen. 

 „Diese Veränderungen stehen in direktem Zusammenhang mit menschlichen Eingriffen in das Ökosystem der Meeresböden“, so Institutsvorstand und Studienleiter Martin Zuschin. Die Hauptprobleme: Bodenschleppnetzfischerei, Überdüngung und steigende Wassertemperaturen.

„Archiv“ aus Muscheln und Schnecken

Um festzustellen, wie das Ökosystem vor Jahrzehnten ausgesehen hat, haben Zuschin und sein Team die Überreste von Tieren analysiert. „Muscheln und Schnecken eignen sich dafür hervorragend. Ihre Schalen überdauern lange Zeit im Meeresboden und bilden sogenannte Totgemeinschaften, die charakteristisch für den Lebensraum sind, den die Tiere zu ihren Lebzeiten besiedelten“, so der Paläontologe.

Diese Überreste sind wie ein Archiv, das Auskunft über die Umweltbedingungen gibt, die zu Lebzeiten der Tiere unter Wasser herrschten. Kennt man die ökologischen Bedürfnisse der einzelnen Arten, lässt sich aus der Zusammensetzung einer Totgemeinschaft auf den ehemaligen Lebensraum schließen. 

Tiergemeinschaft
Tiergemeinschaft mit Schwämmen, Seegurke und Kammmuschel, im Hintergrund Schlangensterne beim Planktonfressen. © Ivo Gallmetzer/Universität Wien

„Chance zur Erholung“

Das Ergebnis sieht im Falle der Nordadria nicht gut aus: Die Artenvielfalt ging über die Jahrzehnte dramatisch zurück. Dem Ökosystem müsse „eine Chance zur Erholung gegeben werden“, warnen die Forscher*innen. „Die Daten liegen auf dem Tisch“, sagt Zuschin. Nun sei die Politik am Zug. Bisher gibt es bei der zerstörerischen Bodenschleppnetzfischerei aber kaum Einschränkungen. 

Anders sieht es in Bezug auf Überdüngung aus: Zahlreiche Maßnahmen wurden in den letzten Jahrzehnten gesetzt, wie etwa verbesserte Abwasseraufbereitung und der Bau von Kläranlagen. Ein großes Problem sei aber immer noch die Landwirtschaft: „Die Düngemittel gehen direkt in die Gewässer und kommen so ins Meer“.

Mit höheren Wassertemperaturen im Zuge der Erderwärmung steigt zudem die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung von Sauerstoffkrisen, Meereschleimbildungen und Massensterben von Bodenorganismen. Um bis zu zwei Grad Celsius sei die Nordadria in den letzten Jahrzehnten wärmer geworden, sagt Zuschin. 

„Das dauert eine Zeit“

Auch wenn sofort drastische Maßnahmen gesetzt würden: Dass sich das Ökosystem wieder erholt, braucht Zeit. „Muschelbänke entstehen nicht sofort wieder“, so der Paläontologe. „Selbst wenn die Bodenschleppnetzfischerei aufhört, müsste man mit Jahrzehnten rechnen.“ Bei den üppigen Seegraswiesen – den „Hotspots der Biodiversität“ – sei die Lage ähnlich: „Seegraswiesen sind schon weitgehend aus der Nordadria verschwunden. Bis neue wachsen, dauert es vermutlich sehr lange.“

Die Ergebnisse des vom FWF geförderten Projekts wurden im Journal Marine Ecology Progress Series (MEPS) veröffentlicht.

Professor Martin Zuschin
Univ.-Prof. Mag. Dr. Martin Zuschin lehrt und forscht am Institut für Paläntologie der © Uni Wien

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