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Ein Habichtskauz sitzt in einem Baum.
15. Juli 2025

Hallo Habichtskauz

Von Schrödingers Katze
Natur & Umwelt
Die Erfolge bei der Wiederansiedelung des Habitchtskauz.

„Der Habichtskauz ist ein unglaublich faszinierender Vogel“, sagt Richard Zink. Er muss es wissen, denn der Zoologe leitet das Projekt „Habichtskauz Wiederansiedlung“ der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Seit 2009 bemüht man sich, den Habichtskauz, der zuvor 150 Jahre lang in Österreich als ausgestorben galt, erneut anzusiedeln (Schrödingers Katze berichtete). Seitdem gab es mehrere Freilassungen – mit ersten Erfolgen: Es konnte sich eine kleine Population der Tiere etablieren. Richard Zink: „Diese ist jedoch fragil, denn es sind nicht viele Tiere und wir haben diese zuerst nur in Wien und Niederösterreich angesiedelt.“ Am 13. Juni 2025 ging man daher den nächsten Schritt und entließ ein paar junge Habichtskäuze im oberösterreichischen Almtal. Die jungen Tiere stammen aus einer erfolgreichen Nachzucht im Cumberland Wildpark Grünau sowie aus Zoos und Wildparks. Ihre Freilassung erfolgt über ein spezielles Auswilderungsgehege im Wald – eine bewährte Methode zur Wiederansiedlung dieser Eulenart in Österreich.

Lebensraum

Habichtskäuze sind große Vögel, von Kopf bis Schwanz messen sie einen halben Meter. In menschlicher Obhut werden sie ungefähr 25 Jahre alt, in der Freiheit 16. „Der älteste mir bekannte Habichtskauz wurde sogar 28 Jahre, das gilt aber nur für die Haltung in menschlicher Obhut “, sagt Richard Zink. Die Tiere leben in Wäldern – und genau dieser Umstand führte mitunter zu ihrem Verschwinden. „Habichtskäuze brauchen ganz bestimmte Lebensräume, um zu überleben. Alte, offene Wälder, also Wälder mit einer spärlichen Schicht an Bodenvegetation, sind für sie am besten geeignet. Genau solche Wälder gibt es aber – etwa aufgrund der intensivierten Holzproduktion – immer seltener“, so der Experte. In solchen Wäldern dringt mehr Sonnenlicht auf die Böden, weshalb dort mehr Beeren wachsen. Von diesen ernähren sich Mäuse – und Habichtskäuze ernähren sich wiederum von Mäusen. Waldschutzgebiete helfen den Tieren, ebenso der Appell an Waldbesitzer*innen, einzelne, alte Bäume nicht abzuholzen, denn in den Höhlen dieser Bäume können die Habichtskauze besonders gut ihre Jungen ausbrüten.

Ein Habichtskauz hat eine Maus gefangen.
Ein Habichtskauz hat eine Maus gefangen. © S. Petzold/Habichtskauz.at

Gefahren

Habichtskauzes aus. Somit stellt der Klimawandel, der dieses extreme Wetter begünstigt, ebenso ein Problem für die Tiere dar. Und der Klimawandel macht es wahrscheinlicher, dass Krankheiten die Population befallen. Zu guter Letzt leben vor allem junge Tiere, die noch nicht ganz selbständig sind, riskant. Richard Zink: „Die Woche, nachdem die Vögel erstmals ihr Nest verlassen haben, ist die gefährlichste für die Tiere.“ Auch ältere Tiere haben mit Risikos zu kämpfen; entlang von Straßen und Eisenbahn steigt das Risiko eines Unfalls. Da die Tiere so gerne Mäuse fressen, sind sie zudem von sekundären Vergiftungen betroffen, falls sie eine vergiftete Maus fangen.

Zusammenhänge

Noch bevor das Projekt „Habichtskauz Wiederansiedlung“ forciert wurde, stellten Richard Zink und seine Kolleg*innen ausführliche Recherchen dazu an, wo der Habichtskauz früher in Österreich gelebt hatte. Richard Zink: „Wir fanden viele Hinweise dazu, wo die Tiere sich in Österreich zwischen 1840 und 1955 befanden. Sie lebten vor allem im nördlichen Alpenvorraum bis zum Wienerwald, aber auch in der südlichen Steiermark und in Kärnten.“ Interessant sei, dass sich in diesen Gegenden besonders viele Rotbuchen befinden. Deren Samen, die sogenannten Bucheckern, stehen ebenso auf dem Speiseplan von Mäusen. Auch Rotbuchen sind durch den Klimawandel und das damit einhergehende trockene Wetter zunehmend gefährdet. Man sieht: alles hängt zusammen.

Ein fliegender Habichtskauz.
Ein fliegender Habichtskauz. © S. Petzold/Habichtskauz.at

Zukunft

Das Ziel der Bemühungen von Richard Zink und seinem Team besteht darin, eine gesunde Habichtskauzpopulation in Österreich zu schaffen – und genau auf diesem Weg befindet man sich. Dabei ist einerseits die geographische Streuung wichtig, sprich das Verbreitungsgebiet der Tiere sollte erweitert werden, andererseits spielt die genetische Vielfalt eine Rolle. „Wenn es nur wenige Tiere einer Art gibt, hat man schnell das Problem der Inzucht und einer genetischen Verarmung, das führt wiederum zur Anfälligkeit für Krankheiten“, erklärt er. Die Nachzucht der Tiere wird durch Richtlinien, wie etwa die des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms oder der internationalen Naturschutz-Union geregelt. Diese geben mitunter vor, dass für die Zucht nur Tiere verwendet werden sollen, die von den nächstgelegenen Vorkommen abstammen. „Bei uns sind das Tiere aus den Karpaten (Tschenische Republik, Slowakei und Polen), dem Baltikum (Estland, Lettland) sowie Slowenien, Kroatien und Norditalien.“ Auch in anderen Ländern gibt es Bestrebungen, den Habichtskauz wieder anzusiedeln, vor allem die des Bayerischen Waldes waren ein Anstoß für Richard Zink und sein Team, um den Habichtskauz ebenso in Österreich erneut anzusiedeln: „Genau darum geht es uns: Dass sich unsere Tiere mit denen aus dem nahen Ausland vernetzen und so dafür sorgen, dass der Habichtskauz wieder in unseren Gefilden ansässig wird.“ Aktuell ist man auf einem guten Weg: In Wien und Niederösterreich konnte man bisher 50 bis 60 Paare etablieren – und genau dies erhofft man sich auch für Oberösterreich. Wer die Forscher*innen dabei unterstützen möchte, kann dies übrigens im Rahmen einer ehrenamtlichen Tätigkeit tun – und im Frühjahr die Nistkästen der Tiere kontrollieren.

Der Ornithologe Richard Zink mit einem Habichtskauz.
Richard Zink hat sich auf Restaurationsökologie, Artenüberwachung und Naturschutzprojekte spezialisiert und ist an der Veterinärmedizinischen Universität Wien tätig. © Habichtskauz Wiederansiedlung

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