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22. Juni 2018

Zocken als Gehirnjogging

Von Schrödingers Katze
Allgemein
Zocken macht blöd? Im Gegenteil, denn einige Studien bestätigen, dass Action-Videospiele kognitive Fähigkeiten verbessert. Doch eine Studie der Uni Salzburg bringt jetzt andere Ergebnisse hervor.

Das Spielen von actionreichen Videospielen soll die Denkfähigkeit verbessern. Manche Studien behaupten sogar, es würde bei Legasthenie helfen. Wie genau das funktioniert und ob die Fähigkeiten auch langfristig verbessert werden, ist noch unklar.

Action-Spiele schulen nur bestimmte Fähigkeiten

Bis jetzt überwiegen die Studien, die sagen, dass das Spielen von Videospielen die kognitiven Fähigkeiten verbessert, gegenüber jenen, die gegenteilige Ergebnisse aufweisen. Auch bei der letzten Studie von Fabio Richlan von der Uni Salzburg lagen die Erwartungen auf der positiven Seite, doch das Ergebnis war ein anderes: Diejenigen Probanden, die Action-Videospiele spielten, erzielten keine besseren Ergebnisse im Lösen verschiedener Aufgaben im Vergleich zu den Nicht-Spielern.

Das könnte, so Richlan, daran liegen, dass die Aufgaben in seiner Studie sich stark von denen anderer Studien unterschieden. Probanden mussten bei der Salzburger Studie eine visuelle und eine verbale Aufgabe lösen. Ihnen wurde eine Reihe von Wörtern mit vier Buchstaben gezeigt. Befand sich im linken Teil des Wortes ein roter Buchstabe, mussten Probanden den linken Knopf drücken, war er im rechten Teil des Wortes, den rechten Knopf. Bei der verbalen Aufgabe mussten die Teilnehmer die Frage beantworten, ob sich der Buchstabe „A” im Wort befindet.

Aktive Gehirnregionen beim Lösen der Aufgaben in der Salzburger Studie. Foto: Fabio Richlan.

Besseres räumliches Denken

Beide Aufgaben testen Fähigkeiten, die nicht unbedingt durch das Spielen von Videospielen gefördert werden. „Üblicherweise nimmt man Aufgaben, die gewisse Elemente von Videospielen beinhalten”, sagt Richlan. „Bei denen muss man sich zum Beispiel auf viele Objekte gleichzeitig konzentrieren oder sich viel merken.” Auch andere Fähigkeiten können durch das Spielen von Videospielen trainiert werden. In einer US-amerikanischen Studie mussten Probanden beispielsweise Objekte im Kopf drehen, was denjenigen leichter fiel, die regelmäßig Videospiele spielten.

Manche Studien gehen noch weiter, und sagen, dass das Spielen von Action-Videospielen Kindern mit Legasthenie hilft, Lesen zu lernen. In der Studie  der Universität Padua verbrachten zehnjährige neun Mal achtzig Minuten mit dem Spielen eines Action-Videospiels. Im Vergleich zur Kontrollgruppe verbesserte sich dadurch ihre Lesegeschwindigkeit, ohne, dass sie dadurch an Genauigkeit einbüßten. „Interessant wäre, zu wissen, ob diese positiven Effekte auch länger erhalten blieben”, so Richlan. „Dann müssten Kinder mit Lese Rechtschreibschwäche nicht oft mühevolle Übungen machen, sondern könnten stattdessen mit Spielen lernen, die sie auch mögen.”

Nicht-Action-Spiele helfen weniger

Dabei muss allerdings auch unterschieden werden, welche Art von Spielen gespielt wird. Denn Action-Videospiele und sogenannte “Plan-Spiele”, wie zum Beispiel Die Sims, haben unter Umständen unterschiedliche Effekte auf verschiedene kognitive Fähigkeiten. Die meisten Studien sagen, dass vor allem schnelle Action-Videospiele die kognitiven Fähigkeiten verstärken. In manchen fanden sich auch Hinweise darauf, dass sie die Lernfähigkeit verbessern.

Nicht-Action-Spiele wie beispielsweise Tetris tendieren eher dazu, sich weniger auf kognitive Fähigkeiten auszuwirken. Doch, wie Wissenschaftler in Singapur nachweisen konnten, sind Veränderung der kognitiven Fähigkeiten nicht nur durch Action-Videospiele zu erreichen. Nicht-Action-Spiele wirken sich nur unterschiedlich stark auf unterschiedliche Fähigkeiten aus, je nachdem, welche im Spiel gefragt sind.

Dass sich das in Richlans Studie nicht gezeigt hat, könnte aber womöglich gar nicht die Ausnahme von der Regel sein. Denn nicht jede Studie wird auch publiziert. Ob Action-Spiele also wirklich immer positive Effekte auf die kognitiven Fähigkeiten haben, ist also nicht gesichert.„Vermutlich gibt es auch sehr viele Studien, die keine Effekte finden”, sagt Richlan. “Doch die werden eher nicht publiziert.”

 

Dr. Fabio Richlan vom Centre for Cognitive Neuroscience der Uni Salzburg.

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